Reinhard Selten Der einzige deutsche Wirtschafts-Nobelpreisträger ist tot

Bonn · Reinhard Selten war der einzige Deutsche, der bisher den Nobelpreis für Wirtschaft erhalten hat. Zusammen mit zwei amerikanischen Kollegen wurde er für seinen Beitrag zur Spieltheorie ausgezeichnet. Nun ist er gestorben.

 Reinhard Selten im Jahr 2005 bei einer Internationalen Konferenz in Havanna, Kuba.

Reinhard Selten im Jahr 2005 bei einer Internationalen Konferenz in Havanna, Kuba.

Foto: dpa

Reinhard Selten sei bereits am 23. August in Posen (Polen) gestorben, teilte die Universität Bonn am Donnerstag mit. Der Mathematiker und Volkswirt war 1994 zusammen mit den Amerikanern John Nash und John Harsanyi für seine Beiträge zur sogenannten Spieltheorie ausgezeichnet worden.

"Reinhard Selten war einer der bedeutendsten deutschen Wissenschaftler mit höchster internationaler Reputation", sagte der Rektor der Uni Bonn, Prof. Michael Hoch. Der 1930 in Breslau geborene Selten zählt zu den Pionieren der experimentellen Wirtschaftsforschung.

"Die Wirtschaftswissenschaft hat Herrn Selten grandiose Antworten und wichtige Fragen in der Spieltheorie und Verhaltenswissenschaft zu verdanken, die die Forschung noch für Jahrzehnte beschäftigen werden", sagte der Kölner Ökonom Axel Ockenfels, einer von Seltens Schülern, der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Freitagsausgabe). In der Spieltheorie werden mit Hilfe der Mathematik Erkenntnisse über das Verhalten bei Spielen wie Schach oder Poker auf die Wirtschaft übertragen.

Kunstsprache Esperanto gewidmet

Nach einem Studium der Mathematik hatte sich Selten 1968 in Frankfurt in Wirtschaftswissenshaften habilitiert. Professuren an der Freien Universität Berlin und der Universität Bielefeld folgte 1984 der Ruf an die Universität Bonn. Noch bis 2014 hatte er das Forschungsprojekt "Rationalität im Lichte der experimentellen Wirtschaftsforschung" geleitet.

Privat spielte der Forscher nicht: "Ich habe früher mal Skat gespielt, aber die Regeln sind mir zu kompliziert", sagte er einmal. Dafür widmete er sich der Kunstsprache Esperanto. Mit Hilfe der Spieltheorie hatte er ein Modell zur weiteren Verbreitung der Sprache untersucht. Bei der Europawahl 2009 war er in Nordrhein-Westfalen Spitzenkandidat der Vereinigung "Europa — Demokratie — Esperanto", die sich für die Verbreitung der Kunstsprache Esperanto einsetzt.

(das/lnw)
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