Berlin Regierung wusste wohl seit 2010 von VW-Abgasskandal

Berlin · In der Affäre um manipulierte Diesel-Fahrzeuge gerät nun die Bundesregierung unter Druck. Nach einem Bericht von "Süddeutscher Zeitung", NDR und WDR hatten der ADAC das Bundesumweltministerium bereits 2010 eindringlich davor gewarnt hat, dass die Grenzwerte zum Schutz von Mensch und Natur nicht eingehalten werden.

Dies gehe aus einem Brief hervor, den der ADAC am 2. Juni 2010 an das Ministerium geschickt habe, berichtete der Rechercheverbund. Der Automobilclub habe darin erklärt, dass die ständig strengeren Grenzwerte für Dieselfahrzeuge gar nichts bringen würden. Das Ziel, den Schadstoffausstoß zu senken, werde verfehlt. Nämlich dann, wenn die Abgasreinigung so ausgelegt sei, dass die Autos bei ihrer Zulassung die offiziell vorgegebenen Werte auf dem Prüfstand einhalten würden, "im täglichen Betrieb im realen Stadtverkehr" aber nichts besser werde.

Dem Bericht zufolge erhebt auch der Gutachter Denis Pöhler vom Institut für Umweltphysik der Universität Heidelberg schwere Vorwürfe gegen die Regierung. In einer Stellungnahme für den Bundestag erklärte er, es sei spätestens im Jahr 2010 durch eine damalige Studie bekannt geworden, dass die Motoren moderner Diesel-Fahrzeuge darauf ausgelegt seien, die Grenzwerte für giftige Stickoxide nur bei den offiziellen Messungen im Labor nicht zu überschreiten. Auf der Straße sei der Schadstoffausstoß vielfach höher. Für alle Behörden sei seit etlichen Jahren ersichtlich, dass der tatsächliche Schadstoffausstoß auf der Straße von den offiziellen Werten bei der Zulassung der Fahrzeuge deutlich abweiche. Pöhler ist einer der Experten, die der Untersuchungsausschuss zur Aufklärung der VW-Affäre zu Rate gezogen hat.

(RP)
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