Frankfurt/M. Rechtsstreitigkeiten: Gewinn der Deutschen Bank bricht ein

Frankfurt/M. · Rückstellungen verhageln die Bilanz für das zweite Quartal. Der Kirch-Prozess und der Libor-Skandal drohen teurer zu werden.

Teure juristische Altlasten haben der Deutschen Bank einen Gewinneinbruch eingebrockt. Deutschlands größtes Geldinstitut verdiente im zweiten Quartal 2013 überraschend wenig – trotz der guten Stimmung an den Finanzmärkten. Der Vorsteuergewinn schrumpfte von 967 Millionen Euro auf 792 Millionen Euro, wie der Dax-Konzern mitteilte. Der Überschuss halbierte sich sogar auf 335 Millionen Euro. Grund für das vergleichsweise schwache Ergebnis sind neue Kosten für Rechtsstreitigkeiten. Die Deutsche Bank legte weitere 630 Millionen Euro zur Seite. Damit belaufen sich die Rückstellungen nun auf drei Milliarden Euro.

Der Konzern hat an zahlreichen juristischen Fronten zu kämpfen. Es geht um den Kirch-Prozess, den Libor-Skandal um manipulierte Zinssätze und Klagen wegen US-Hypothekengeschäften aus Zeiten vor der Finanzkrise. Die Bank werde die Beilegung von Rechtsstreitigkeiten beschleunigen, sagte Co-Chef Anshu Jain in einer Telefonkonferenz, ohne konkreter zu werden.

Analysten hatten nach glänzenden Quartalszahlen der US-Konkurrenz mit einem Gewinnanstieg auch beim deutschen Branchenprimus gerechnet. Doch der läuft weiter hinterher. An der Börse verlor die Deutsche-Bank-Aktie zeitweise über vier Prozent und war (nach K+S) zweitschwächster Dax-Wert.

Immerhin lief es im operativen Geschäft der Deutschen Bank mit ihren weltweit 97 000 Vollzeitkräften wieder besser. Im Investmentbanking kletterte der Vorsteuergewinn um fast 60 Prozent im Vergleich zu dem von der Euro-Schuldenkrise schwer belasteten Vorjahreszeitraum auf 785 Millionen Euro. Trotz der niedrigen Zinsen erwies sich das Privatkundengeschäft, zu dem auch die Postbank gehört, als Stütze. Der Vorsteuergewinn in der Sparte legte um fast 40 Prozent auf 507 Millionen Euro zu. Das lag auch an einer höheren Auflösung von Rückstellungen für faule Kredite. Dagegen sackte der Gewinn in der Vermögensverwaltung ab, die Sparte befindet sich in einem tiefgreifenden Umbau.

Das Führungsduo Anshu Jain und Jürgen Fitschen zeigte sich insgesamt zufrieden: "Im zweiten Quartal haben unsere Kerngeschäftsfelder gute Ergebnisse geliefert." Im gesamten ersten Halbjahr lag der Vorsteuergewinn mit 3,2 Milliarden Euro um zwölf Prozent über dem Vorjahreswert, der Überschuss fiel mit knapp zwei Milliarden Euro um vier Prozent geringer aus.

(dpa)
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