Real-Kette Neue Marke, neues Logo, alte Probleme

Düsseldorf · Bei der Einzelhandelskette Real sollen in den ersten sechs Monaten unter dem neuen Eigentümer 100 Millionen Euro Verlust angefallen sein. Der Umschwung ist noch längst nicht geschafft.

„Mein Real“ in Dinslaken

„Mein Real“ in Dinslaken

Foto: Heinz Schild

Schon zu Zeiten, als die Handelskette Real noch zur Metro-Gruppe gehörte, war das Unternehmen in einem jahrelangen Krisenmodus. Den Metro-Verantwortlichen erschien sie in den letzten Jahren als Bestandteil des Konzerns nur noch wie ein Klotz am Bein. Schließlich wurde Real an ein Konsortium verkauft – Edeka, Globus und Kaufland übernahmen zahlreiche Märkte. Im vergangenen Jahr gingen dann noch 63 Häuser an eine Sanierungsgesellschaft unter Leitung des Frankfurter Anwalts Sven Tischendorf – mit der Hoffnung auf eine erfolgreiche Zukunft unter dem neuen Markenauftritt „Mein Real“.

Neue Eigner, neue Marke, neues Logo – doch durchgreifende ökonomische Besserung hat sich bislang bei Real offensichtlich nicht eingestellt. Nach Angaben der „Lebensmittelzeitung“ hat das Unternehmen in den ersten sechs Monaten unter dem neuen Eigentümer insgesamt 100 Millionen Euro Verlust gemacht. Das Unternehmen äußerte sich am Freitag auf Anfrage nicht zu dem Bericht. In Handelskreisen war die Rede von einem hohen zweistelligen Millionenminus.

Sollten die Zahlen in etwa stimmen, würde das nicht wirklich Hoffnung auf eine schnelle erfolgreiche Zukunft machen. Hoffnung ist gleichzeitig das, was die neuen Eigentümer genährt haben, als sie ankündigten, dass in den nächsten drei Jahren etwa 300 Millionen Euro investiert werden sollten. „Uns geht es nicht darum, die Märkte nach einer Schamfrist dichtzumachen oder sie schnell abzugeben“, betonten die Käufer damals.

Wann die Wende geschafft sein soll, bleibt noch offen. Die jetzt womöglich aufgelaufenen roten Zahlen müssten Tischendorf und Co. andererseits nicht allein ausbügeln. Als die SCP Retail Investments die Märkte an das Family Office der Unternehmerfamilie Tischendorf sowie ein Team von Real-Managern verkaufte, wurde dem Vernehmen nach eine Lösung vereinbart, bei der der Verkäufer bei schlechtem Geschäftsverkauf einen Liquiditätsausgleich leistet. In welcher Höhe, ist nicht öffentlich bekannt.

Für Tischendorf und seine Mitstreiter wären die Probleme bei Real damit aber ohnehin auch nur für den Moment kleiner geworden. Die Zukunft von 5000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sei durch den Deal gesichert, hatte es vor gut einem Jahr bei der Verkündung der Transaktion geheißen. Jetzt will der neue Eigentümer den Personalkostenanteil angeblich von 15 auf zwölf Prozent verringern, und bei manchen Beschäftigten schwingt da unweigerlich die Angst vor einem neuerlichen Jobabbau mit. Zumal laut „Lebensmittelzeitung“ auch eine gesellschaftsrechtliche Umwandlung geplant ist: Aus der Real GmbH soll demnach die Real KGaA (Kommanditgesellschaft auf Aktien) werden. Eine Gesellschaftsform, die die Befugnisse des Aufsichtsrats und die Mitbestimmungsrechte der Belegschaft einschränkt. Und wenn dann der voll haftende Gesellschafter noch eine GmbH wäre, dann wären die Haftungsverpflichtungen der dahinter steckenden Personen auch noch mal begrenzt.

Wie groß der Sanierungsbedarf bei Real noch ist, lässt sich nur schwer abschätzen. Dazu, dass Lieferanten angeblich über Kulanz­lösungen für Entlastungen in zweistelliger Millionenhöhe gesorgt haben, gibt es keine Bestätigung.

Zu den Lieferanten gehört seit dem vergangenen Jahr auch die Kölner Rewe-Gruppe. Deren Engagement war seinerzeit vom Bundeskartellamt abgesegnet worden mit dem Argument, bei der Prüfung habe sich herausgestellt, dass kein anderes Modell tragfähig genug erschienen sei, um den Erhalt der Standorte zu sichern. Rewe war damals nicht der einzige Kandidat; auch andere wie Real zur Einkaufskooperation RTG gehörende Unternehmen wie Rossmann und Globus hatten Interesse an einer Zusammenarbeit mit Tischendorf und Co. bekundet.

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