Budapest Rating-Agentur: Ungarn sinkt auf Ramschniveau

Budapest · Mitten in den verzweifelten Bemühungen Ungarns um einen Notkredit des IWF hat die Ratingagentur Fitch das Land abgestraft. Die Bonitätswächter senkten die Kreditwürdigkeit auf den Ramschstatus BB+ und setzten auch den Ausblick auf negativ. Einer der Gründe für die Herabstufung sei die "unorthodoxe Politik" der Regierung in Budapest, die das Vertrauen der Investoren untergrabe. Damit erschwere sie eine Vereinbarung über Milliardenhilfen des Internationalen Währungsfonds (IWF).Das Land gilt ohne baldige Hilfe von außen als Pleitekandidat.

Die Regierung von Ministerpräsident Viktor Orban erklärte die Einlagen der Sparer umgehend für sicher. Ein Regierungssprecher sagte, über einen nationalen Einlagensicherungsfonds seien Kontobestände bis zu 100 000 Euro garantiert abgesichert. Die Regierung werde aber nicht in die Beziehungen zwischen Bank und Sparer eingreifen.

Ungarn ist mittlerweile von allen drei führenden Ratingagenturen auf Schrottniveau gesetzt worden. Damit ist das osteuropäische Land wegen der immens gestiegenen Renditen für seine Staatsanleihen praktisch vom Kapitalmarkt abgeschnitten. Die Regierung zeigte sich "überrascht" über die Herabstufung und verwies darauf, dass sich der Kurs der Landeswährung Forint etwas erholt habe und auch die Risikoaufschläge für Staatsanleihen nachgegeben hätten.

"Zudem gab es mehrere Stellungnahmen, die die Absicht der Regierung bezüglich eines Abkommens mit dem IWF und der EU verdeutlicht haben", betonte ein Sprecher Orbans. Er habe alle nötigen Schritte unternommen, damit die Gespräche so schnell wie möglich beginnen und auch abgeschlossen werden könnten, sagte der Ministerpräsident in Budapest. Dort hatte er sich zuvor mit Notenbankchef Andras Simor getroffen, mit dem der Regierungschef wegen eines auch von der EZB kritisierten Zentralbankgesetzes überkreuz liegt. Das Gesetz, das aus Sicht Simors die Unabhängigkeit der Notenbank untergräbt, gilt als größte Hürde auf dem Weg zu neuen Finanzhilfen des Internationalen Währungsfonds für das klamme Land. Es war bereits 2008 mit Notkrediten von IWF und EU in Höhe von 20 Milliarden Euro vor der Pleite bewahrt worden. Nun hofft das Land auf Geldspritzen in ähnlicher Größenordnung.

(RP)
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