Essen RAG: Kohleausstieg kostet Steuerzahler kein Geld

Essen · Die niedrigen Zinsen machen auch der RAG-Stiftung zu schaffen, die nach 2018 für die Ewigkeitslasten des Bergbaus aufkommt. Bis dahin muss sie 18 Milliarden Euro an Kapital aufgebaut haben, zu Zeiten höherer Zinsen war man von deutlich weniger ausgegangen. Dennoch bleibt Stiftungs-Chef Werner Müller gelassen: "Die Stiftungslösung funktioniert. Der Steuerzahler wird nicht einspringen müssen."

Die Stiftung hat bisher Rückstellungen für die Ewigkeitslasten von 3,8 Milliarden Euro gebildet. Allein im vergangenen Jahr kamen 1,2 Milliarden Euro aus dem Verkauf von Evonik-Aktien, der Essener Chemie-Konzern war im April 2013 an die Börse gegangen. Künftig will die RAG-Stiftung weitere Evonik-Anteile versilbern, um sich unabhängiger von der Chemie zu machen. Das Kuratorium habe der Stiftung freie Hand gegeben, den Anteil an Evonik von 68 Prozent auf 60 Prozent zu senken, sagte Müller. "Das werden wir marktschonend tun und wohl nicht in den nächsten zwei Jahren." Dennoch schickte die Ankündigung die Evonik-Aktie auf Talfahrt, sie gab um über drei Prozent nach. Auf Dauer will die Stiftung mit gut 25 Prozent an Evonik beteiligt bleiben.

Gestern bereitete die RAG-Stiftung die Trennung von weiteren Evonik-Anteilen vor. Sie platzierte erfolgreich eine Wandelanleihe für 600 Millionen Euro, obwohl sie dafür keine Zinsen zahlt. Die Käufer können die Anleihe Ende 2018 in Evonik-Aktien in Höhe von drei Prozent des Kapitals eintauschen - oder das Geld zurückfordern.

Die Stiftung will das Geld aus der Anleihe wie auch die jährliche Evonik-Dividende (zuletzt knapp 300 Millionen) nutzen, um es in Mittelständler zu investieren. Eine Minderheitsbeteiligung am Pharmahersteller Zellbios hat sie bereits erworben. Derzeit würden weitere Käufe von Mittelständlern geprüft, sagte Helmut Linssen, Finanzchef der Stiftung. Man erwarte dabei eine Rendite von acht Prozent aufwärts.

220 Millionen Euro braucht die Stiftung nach 2018 jährlich, um das Abpumpen des Grubenwassers zu finanzieren. Der Bergbau an der Saar ist beendet, die Schließung der letzten drei deutschen Zechen steht fest: Auguste Victoria in Marl stellt die Förderung Ende 2015 ein, Pros-per-Haniel in Bottrop und Ibbenbüren 2018. Die Zechen-Tochter RAG hat noch 12 500 Arbeitsplätze, die sozialverträglich abgebaut werden.

Zugleich versucht die RAG, Windräder auf den alten Zechengeländen, etwa auf Halden, zu errichten. "Die NRW-Kommunen sind hier aber überraschend restriktiv", wunderte sich Müller. Das stehe auch im Gegensatz zu den Plänen der Landesregierung. Nun prüft die RAG Standorte im Saarland, wo man offenkundig aufgeschlossener ist.

(RP)
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