Biotech Qiagen baut Stellen ab, der Chef geht

Die Geschäftsziele werden verfehlt, über Hundert Jobs sollen wegfallen und Peer Schatz nimmt nach 15 Jahren seinen Hut – so viel Unruhe war den Anlegern zu viel. Die Aktie des Hildener Konzerns bricht ein.

 Ein Forschungslabor von Qiagen.

Ein Forschungslabor von Qiagen.

Foto: Andreas Fechner/ QIAGEN.

(anh/rtr) Das Hildener Biotechunternehmen Qiagen gerät in schweres Fahrwasser. Die auf Tests zum Nachweis von Krankheiten sowie Laborgeräte spezialisierte Firma verfehlte im dritten Quartal ihr Umsatzziel und verliert zudem überraschend ihren langjährigen Vorstandschef Peer Schatz. Darüber hinaus kündigte Qiagen einen Geschäftsumbau inklusive Personalabbau an, der hohe Restrukturierungskosten zur Folge haben soll. An der Börse kamen die Nachrichten nicht gut: Die Aktie brach am Dienstag zeitweise um mehr als 19 Prozent ein und war damit Schlusslicht im Nebenwerte-Index MDax.

Weltweit will Qiagen offenbar mehr als 100 Arbeitsplätze streichen. Der Stellenabbau wird sich laut Angaben aus dem Unternehmensumfeld im niedrigen einstelligen Prozentbereich bewegen, aktuell hat Qiagen 5000 Stellen. „Die Stellen werden weltweit abgebaut, auch in Hilden. Wir werden den betroffenen Mitarbeitern Abfindungsnagebote machen. Unter anderem sind Stellen in einem Projekt betroffen, das durch die neue Zusammenarbeit mit Illumnia entfällt“, sagte der Konzernsprecher. Er betonte, dass an anderer Stelle auch Jobs aufgebaut werden.

Offen bleibt, was hinter dem Abgang des Vorstandschefs steckt. Völlig überraschend kündigte der langjährige Firmenlenker Peer Schatz seinen Rückzug an – nach 27 Jahren im Unternehmen, davon allein 15 Jahre als Chef. Der in der Schweiz und den USA aufgewachsene Manager, der 1993 zu Qiagen stieß, wolle sich neuen Herausforderungen stellen, hieß es nur. Er werde Qiagen aber weiter als Berater zur Seite stehen.

Qiagen baut Stellen ab, der Chef Peer Schatz geht
Foto: FOTO: DPA | GRAFIK: PODTSCHASKE

Dass der Aufsichtsrat erst jetzt mit der Suche beginnt, zeigt, wie plötzlich die Demission kam. In der Zwischenzeit werde der für den Bereich Molekulardiagnostik zuständige Manager Thierry Bernard als Vorstandschef fungieren. „Es war ein großes Privileg, so lange als Vorstandschef von Qiagen tätig gewesen zu sein“, sagte Schatz. „Ich bin unglaublich stolz auf die Markt- und Technologieführerschaft, die wir erreicht haben.“ Qiagen stellt für das abgelaufenen dritte Quartal lediglich ein Umsatzwachstum von rund drei Prozent in Aussicht. Bislang hatte der Vorstand ein Umsatzplus von etwa vier bis fünf Prozent vorhergesagt. Vor allem das China-Geschäft habe sich schwächer als erwartet entwickelt, hieß es zur Erklärung. Den chinesischen Markt herausgerechnet liege das Gesamtwachstum bei sechs Prozent. Seine vollständigen Quartalszahlen will Qiagen am 30. Oktober veröffentlichen. Qiagen war einst aus der Universität Düsseldorf heraus gegründet worden. Das Unternehmen ist auch an der US-Börse notiert.

Die Biotechfirma will zudem die Entwicklung seines zuvor von Schatz gefeierten DNA-Sequenzierungssystems Genereader beenden. Der Schritt steht im Zusammenhang mit einer neuen strategischen Partnerschaft mit dem US-Konkurrenten Illumina. Das Unternehmen will künftig seine Entwicklungsarbeiten in diesem Geschäftsfeld auf die Zusammenarbeit mit den Amerikanern konzentrieren. Ebenso soll das Produktionsnetzwerk reorganisiert werden. Die mit diesen Schritten verbundenen Kosten bezifferte Qiagen auf 260 bis 265 Millionen Dollar vor Steuern.

(anh/rtr)
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