Düsseldorf Provinzial-Versicherer kurz vor Fusion

Düsseldorf · Die Anteilseigner und Gewährträger der Provinzial Rheinland und Nordwest sind sich weitgehend einig. Vorstandschef soll offenbar Wolfgang Breuer werden. Der Sitz der neuen Gesellschaft soll in Münster sein.

Wenn nicht  auf den letzten Metern noch etwas Unvorhergesehenes passiert, bekommt Deutschlands Top-Ten-Gruppe der Versicherer bald ein neues Mitglied. Die öffentlichen Versicherer Provinzial Rheinland und Provinzial Nordwest sind dem Zusammenschluss jedenfalls ein ganzes Stück nähergekommen. „Nach sorgfältigen Prüfungen im Rahmen einer Due Diligence haben sich die Spitzen der Anteilseigner der Konzerne . . . über das wirtschaftliche Ergebnis der Fusionsprüfung weitgehend verständigt und sind zu einer wirtschaftlichen Einigung für eine Fusion der beiden Versicherer gekommen“, teilten die Unternehmen am Dienstag mit.

Durch die Fusion soll ein Versicherer mit Prämieneinnahmen von mehr als sechs Milliarden Euro entstehen. Die neue Holding  soll  in Münster, der Sitz des gemeinsamen Schaden- und Unfallversicherers mit dem Vertriebsgeschäft in Düsseldorf sein. Vorstandschef wird nach Informationen unserer Zeitung Wolfgang Breuer, derzeit Chef der Provinzial Nordwest, die dem Vernehmen nach das erste Zugriffsrecht auf den Spitzenposten hat. Der gegenwärtige Provinzial-Rheinland-Chef Patric Fedlmeier würde dann Stellvertreter.

„Ich bin sehr froh, dass die beiden Provinzial-Gruppen nach hartem Ringen zu einem guten Kompromiss gefunden haben, mit dem aus meiner Sicht beide Seiten sehr gut leben können“, sagte Breuer am Dienstag. Fedlmeier erklärte: „Bei Umsetzung der Fusion würden sich nun für Eigentümer, Mitarbeiter und Vertriebe angesichts der Herausforderungen der Branche gute Chancen für eine erfolgreiche gemeinsame Zukunft bieten.“

Das Konstrukt ist  kompliziert. An der neuen Gesellschaft, deren Name noch nicht feststeht, sind die derzeitigen Eigentümer der Provinzial Nordwest  Holding (mehrere Sparkassenverbände sowie ein Landschaftsverband) direkt beteiligt, während auf der rheinischen Seite die Provinzial Rheinland Holding Anteilseigner wird. Die wiederum ist eine Anstalt des öffentlichen Rechts, deren Gewährträger die Sparkassenverbände in Düsseldorf uns Mainz sowie der Landschaftsverband Rheinland in Köln sind. Die wollten die Umwandlung offenbar nicht, so dass der Kunstgriff in Sachen Rechtsform notwendig wird.

Der Zusammenschluss soll rückwirkend zum Jahresbeginn möglich gemacht werden. Dazu müssen aber nicht nur noch mehrere Gremien auf beiden Seiten dem Deal zustimmen, sondern auch das Bundeskartellamt und die Finanzaufsicht Bafin. Soll der neue Versicherungskonzern wirklich rückwirkend an den Start gehen, müsste all dies bis zum 31. August geschehen sein – einschließlich der Neufassung eines Staatsvertrages durch den NRW-Landtag und den Landtag in Rheinland-Pfalz. Das ist deshalb nötig, weil an der Provinzial Rheinland neben dem Landschaftsverband Rheinland Sparkassenverbände aus beiden Bundesländern beteiligt sind.

Wie sich der Zusammenschluss auf die Jobs bei beiden Konzernen auswirkt, ist derzeit noch offen. Für die Provinzial Nordwest arbeiten derzeit etwa 3500 Mitarbeiter, für die Provinzial Rheinland rund 1000 weniger.In den nächsten fünf Jahren sollen mehrere hundert Mitarbeiter bei der Provinzial Rheinland in den Ruhestand gehen. So könnte die Demografie einen möglichen Stellenabbau, über den es noch keine Entscheidungen gibt, abfedern. Ähnliches gilt bei der heutigen Provinzial Nordwest, wo nach früheren Angaben knapp 800 Arbeitsplätze ohne Kündigung gestrichen werden könnten.

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