Frankfurt/M Promi-Fonds buhlt um den Mittelstand

Frankfurt/M · Ex-Air-Berlin-Chef Joachim Hunold hat mit anderen Prominenten einen Fonds gegründet. Doch die Konkurrenz ist groß.

In Geldangelegenheiten sind deutsche Mittelständler konservativ: Investitionen stemmen sie bisher oft aus eigener Kraft. Oder sie wenden sich an ihre Hausbank. Alternativen wie beispielsweise Darlehen institutioneller Investoren werden vergleichsweise selten in Anspruch genommen. Doch das könnte sich ändern. Darauf setzen nicht nur Finanz-Start-ups, sondern auch auf Mittelstandsfinanzierung spezialisierte Fondsgesellschaften - zum Teil mit prominenter Unterstützung.

Rantum Capital heißt eine Fondsgesellschaft, die Mittelständlern Fremdkapitalfinanzierungen zur Verfügung stellen will - "überall dort, wo die klassische Bankenfinanzierung nicht vollständig ausreicht". Die Besetzung ist prominent. Gründer sind unter anderem der langjährige Air-Berlin-Chef Joachim Hunold und der ehemalige Deutschlandchef der Investmentbank Morgan Stanley, Dirk Notheis. Beiratsvorsitzender ist Ex-BDI-Präsident Michael Rogowski. ProSieben-Sat.1-Chef Thomas Ebeling, L'Tur-Gründer Karlheinz Kögel und der frühere Metro-Chef Hans-Joachim Körber stehen neben anderen als industrielle Partner zur Seite.

"Die ersten beiden Jahre haben klar gezeigt, dass die Nachfrage nach den angebotenen Finanzierungsmitteln groß ist und unser Ansatz der Betreuung durch erfahrene Unternehmerpersönlichkeiten der richtige ist", erklärt Hunold. Bereits vor dem offiziellen Start des Fonds seien Darlehen vergeben worden.

Eine derart prominente Besetzung ist nach Einschätzung von Harald Eggerstedt vom Beratungsunternehmen Towers Watson zwar eher ungewöhnlich, macht aber Sinn. "Man braucht Leute, die sich im Mittelstand auskennen." Bisher sei die Zahl der Mittelstandsfonds noch überschaubar. Die Nachfrage nach alternativen Finanzierungsquellen werde aber wachsen, sagt Eggerstedt voraus.

Das hat vor allem einen Grund: Die Banken müssen wegen verschärfter Anforderungen mehr Eigenkapital für Kredite vorhalten. Mit der Neuregelung (Basel III) werde sich die Kreditvergabepraxis verändern, meint der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI). Dies stelle den Mittelstand vor Herausforderungen. "Basel III wird dazu führen, dass das Kreditvolumen der Banken sinken wird", sagt Eggerstedt. Der Druck auf mittelständische Unternehmen dürfte steigen, sich anderweitig nach Geldquellen für Investitionen umzusehen.

Noch scheint die Hemmschwelle allerdings hoch: "Viele Mittelständler halten am Kredit bei der Hausbank fest, weil sie die Herausgabe von Unternehmensdaten an Investoren kritisch sehen", sagt Towers-Watson-Experte Alexander Zanker.

Hauptfinanzierungsquelle für Investitionen der Mittelständler sind nach der jüngsten Auswertung der staatseigenen KfW aus dem Jahr 2014 nach wie vor Eigenmittel (52 Prozent). Viele Firmen können es sich leisten, denn die Kassen sind gefüllt. Die Eigenkapitalquote liegt im Schnitt bei mehr als 28 Prozent. Der Anteil der Bankkredite am Investitionsvolumen liegt mit etwa 57 Milliarden Euro bei 30 Prozent, Fördermittel kommen auf zwölf Prozent. Sonstige Geldquellen, zum Beispiel Wagniskapital, liegen bei sechs Prozent.

Trotz Abweichungen in einzelnen Jahren hat sich an der Grundstruktur seit 2004 wenig geändert, wie aus dem Mittelstands-Panel hervorgeht, für das die KfW jährlich bis zu 15 000 Unternehmen befragt. Allerdings gibt es Unterschiede je nach Größe des Unternehmens. Kleinere Firmen und Neugründungen haben oft weniger Eigenkapital und kommen eher schwerer an Geld von Banken und Sparkassen als etablierte größere Mittelständler.

Diese Chance will auch die Berliner Start-up-Schmiede Rocket Internet nutzen. Auf der Plattform Zencap können Privatleute Geld an Unternehmen verleihen. Die Konditionen sollen dabei für beide Seiten besser als bei klassischen Banken sein. "Wir müssen keine Banktürme in Frankfurt finanzieren", sagte Zencap-Mitgründer Christian Grobe zum Start im Frühjahr. Seitdem wurden laut Zencap Kredite in Höhe von 20 Millionen Euro ausgezahlt.

(dpa)
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