London Privatdetektiv wirft H&M und C&A Gefängnisarbeit vor

London · Schwere Vorwürfe gegen C&A und H&M: Ein britischer Privatdetektiv berichtet, er habe als Häftling in einem chinesischen Gefängnis gesehen, wie Insassen zu Hungerlöhnen für die beiden Handelsketten produziert hätten. "Unsere Männer stellten Verpackungsteile her. Ich erkannte bekannte Marken wie 3M, C&A, H&M", schrieb Humphrey in einem Artikel für die "Financial Times" über seine Haftzeit von 2013 bis 2015. Für ihre Arbeit in Vollzeit erhielten die Gefangenen demnach umgerechnet rund 15 Euro Monatslohn.

Beide Modeketten kündigten eine Untersuchung an. "Wir nehmen diese Vorwürfe sehr ernst und werden versuchen, mehr Informationen über den Fall zu recherchieren", teilte C&A mit. Das Unternehmen toleriere "keine Form der Zwangsarbeit oder Schuldknechtschaft" in der Lieferkette: "Im Falle von Zwangsarbeit würden wir die Geschäftsbeziehung zum Lieferanten sofort kündigen. Dies schließt jegliche Art von Gefängnisarbeit ein." Auch H&M teilte mit, es sei "komplett inakzeptabel", Herstellung in Gefängnisse zu verlegen. Dies würde zu einer sofortigen Beendigung von Verträgen führen. Eine Untersuchung sei eingeleitet worden.

Die Vorwürfe treffen zwei Unternehmen, die sich nach Ansicht von Experten in den vergangenen Jahren Mühe gegeben haben, ihre Lieferketten transparent zu machen und Verantwortung für die Produktionsbedingungen vor Ort zu übernehmen. H&M listet auf seiner Website über 660 Fabriken in China mit Namen, Adressen und Eigentümern auf. C&A nennt 273 Produktionsstätten in dem Land. Im "Mode-Transparenz-Index" rangiert H&M unter den 100 überprüften globalen Mode-Marken und Modehändlern auf Rang drei, C&A auf Platz 18.

Peter Humphrey und seine amerikanische Ehefrau Yu Yingzeng waren 2014 in China zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Dem Paar wurde vorgeworfen, illegal Informationen über chinesische Staatsbürger beschafft zu haben. Humphrey hatte sich in China als Privatdetektiv verdingt und war von dem britischen Pharmariesen GlaxoSmithKline beauftragt worden herauszufinden, wer Korruptionsvorwürfe gegen den Konzern in China erhoben hatte. Er wurde 2015 aus gesundheitlichen Gründen gemeinsam mit seiner Frau aus der Haft entlassen.

(dpa)
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