Kritik von Verbraucherschützern in NRW Blumenkohl für einen oder fünf Euro – Preisvergleiche lohnen sich aktuell mehr denn je

Düsseldorf · Lebensmittel sind die Preistreiber in der Inflation. Aus Sicht der Verbraucherzentrale sind die Preisunterschiede im Handel aber kaum zu erklären. Sie fordern mehr Transparenz.

 Die Preisunterschiede in den Supermärkten sind teilweise sehr groß.

Die Preisunterschiede in den Supermärkten sind teilweise sehr groß.

Foto: dpa/Jens Büttner

Wer günstig einkaufen will, muss zur rechten Zeit am rechten Ort sein: Kauft man zum Beispiel in Düsseldorf einen Liter Sonnenblumenöl, könnte der im einen Supermarkt 1,99 Euro kosten, im nächsten 6,12 Euro. Ähnlich ist es mit Spaghetti – je nach Einkaufsort und Marke liegt ihr Preis zwischen 1,58 Euro und 6,58 Euro pro Kilogramm. Und ein Blumenkohl geht je nach Geschäft für 0,99 Euro oder 4,99 Euro über die Ladentheke – ein Unterschied von 404 Prozent. Das hat die Verbraucherzentrale NRW bei ihrem Marktcheck in fünf großen Städten im bevölkerungsreichsten Bundesland herausgefunden.

Die Verbraucherschützer kauften 19 Grundnahrungsmittel zum jeweils günstigsten Preis bei den vier großen Handelsketten Lidl, Edeka, Rewe und Aldi in Essen, Düsseldorf, Köln, Bonn und Münster. Anlass für die Untersuchung war, dass Lebensmittel als besondere Preistreiber in der gerade wieder abnehmenden Inflation gelten. Im März 2023 erreichte die Teuerungsrate in diesem Bereich einen Rekordwert von 22,3 Prozent. „Zu beklagen sind aus Verbrauchersicht nicht nur die sehr hohen Preise, sondern die absolut undurchsichtige Preisbildung bei Herstellern und Lebensmittelhandel“, sagte Bernhard Burdick, Leiter Markt und Konsum der Verbraucherzentrale NRW.

Tatsächlich zeigte sich beim Marktcheck: Die Preisunterschiede zwischen den Anbietern und Filialen sind eklatant. Bei 17 der 19 verglichenen Lebensmittelpreise waren es mehr als 100 Prozent. Zu den betroffenen Produkten zählen unter anderem Kartoffeln mit einer Preisspanne von 454 Prozent. Auch Butter ist ein extremes Beispiel, hier kostet ein Kilogramm in manchen Märkten 5,56 Euro, in anderen 15,16 Euro.

Inflationsrate November 2022: Was in NRW teurer wird​
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Inflationsrate - was in NRW teurer wurde

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Es kommt allerdings nicht unbedingt darauf an, bei welcher Kette man einkauft, sondern eher, in welcher Filiale. Die Preise klafften nämlich auch zwischen den verschiedenen Standorten teilweise weit auseinander. Der teuerste Warenkorb kostete beim Marktcheck 71,58 Euro. „Die Kosten lassen sich theoretisch halbieren – je nachdem, wie oder wo man einkauft“, sagt Burdick. Ein vergleichbarer Warenkorb habe bei 34,78 Euro gelegen. Wenn man gezielt in verschiedenen Märkten einkaufe und Eigenmarken wähle, lasse sich ordentlich Geld sparen.

Doch auch, wenn es auf den ersten Blick so wirken mag: Discounter sind nicht immer die beste Wahl. Sie bieten laut Marktcheck Blumenkohl, Butter und Sonnenblumenöl teurer an als Supermärkte. Vielen Verbraucherinnen und Verbrauchern falle das nur nicht auf, weil sie die Grundpreise, also die Preise pro Kilo und Liter, nicht verglichen, die klein gedruckt neben dem Produktpreis zu finden seien.

Deshalb fordern die Verbraucherschützer eine Preistransparenzstelle. Dort sollen Lebensmittelpreise von Produkten und Marken dauerhaft erfasst und ausgewertet werden. Die großen Preisspannen, die der Marktcheck offenbart habe, seien nämlich nicht nachvollziehbar. Die Anzeichen für Gewinnmitnahmen sowie unzureichenden Wettbewerb im Lebensmittelmarkt könnten nicht länger ignoriert werden, so die Verbraucherzentrale.

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