Bonn Post stellt erstmals Päckchen per Drohne zu

Bonn · Nicht nur der Online-Händler Amazon, auch die Deutsche Post forscht an einer Mini-Drohne. Gestern hatte der sogenannte Quadrokopter seinen Jungfernflug über den Rhein – mit Medikamenten im Gepäck.

Mit der Ankündigung, in einigen Jahren Pakete zu Tausenden per Mini-Drohnen ausliefern zu wollen, sorgte Amazon-Chef Jeff Bezos in der vergangenen Woche für viel Wirbel. Doch von den Amerikanern ist man solche PR-Gags – und als solchen haben viele die Nachricht empfunden – gewohnt. Kaum aber hat sich der Staub gelegt, da geht in Bonn eine Mini-Drohne der Deutschen Post, der Quadrokopter, in die Luft. Beladen mit einem Päckchen Medikamente trat das Fluggerät gestern seinen Jungfernflug an.

Mit einem typisch gelben Post-Paket beladen flog der "DHL Paketkopter" von einer Apotheke in Bonn zur DHL-Konzernzentrale auf der anderen Rheinseite. Zwei Minuten brauchte er für die Strecke von einem Kilometer. Vögel schreckten beim Anblick des Fluggerätes auf. Bis Freitag läuft der Testbetrieb – eine Aktion für die Post-Mitarbeiter. Eine Woche lang können sie Medikamente bestellen und diese von der Mini-Drohne in die Landezone vor dem Post-Tower liefern lassen.

Seit einigen Monaten forscht die Post in ihrem Innovation Center in Troisdorf an der Mini-Drohne. Mit der Ankündigung von Amazon, unbemannte Flugroboter alltagstauglich machen zu wollen, habe der Testbetrieb aber nichts zu tun, sagte ein Sprecher des Unternehmens. "Die Idee ist ja nicht neu. Nicht nur Amazon forscht in diese Richtung." Konkrete Pläne, das Fluggerät im regulären Zustellbetrieb einzusetzen, habe die Deutsche Post derzeit aber nicht. "Wir stehen erst ganz am Anfang des Forschungsprojekts", sagte Post-Manager Ole Nordhoff.

Denkbar wäre, mit solchen Mini-Drohnen Medikamente in schwer zugängliche Gebiete zu liefern – etwa weil diese durch Naturkatastrophen verwüstet wurden. Doch anders als in der Vision von Jeff Bezos sieht man es bei DHL im Moment nicht, dass Mini-Drohnen zu Tausenden in die Luft gingen, um abseits des regulären Verkehrs Pakete im Regelbetrieb zuzustellen.

Die DHL-Drohne ist ein Quadrokopter mit vier Rotoren, die über vier Achsen gesteuert werden kann. Das geschieht derzeit manuell. Zwei Steuermänner bringen die Paket-Drohne mit Funksignalen ans Ziel. In der Zukunft sollen die Drohne aber eigenständig mit Hilfe von GPS-Steuerung fliegen. Der Prototyp kann mehr als eine Stunde fliegen und ist dabei bis zu 50 Stundenkilometer schnell.

Doch die Rechtssituation für die Fluggenehmigung ist kompliziert: Jedes Bundesland hat eigene Bestimmungen. Für den DHL-Probelauf in Bonn gilt NRW-Landesrecht. Die Bezirksregierungen in Düsseldorf und Münster können Aufstiegserlaubnisse für das Rheinland und Westfalen erteilen. Dort gilt: Die Drohnen dürfen inklusive Ladung nicht mehr als fünf Kilo wiegen und höchstens 100 Meter hoch steigen. Ein Versicherungsnachweis ist vorzulegen, und der Steuerer muss geübt sein im Umgang mit dem Fluggerät.

(RP)
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