Kundenservice durch Maschinen Post setzt auf Automaten statt Filialen

Bonn · 30 Orte in NRW haben schon keine Schalter-Standorte mehr, weitere könnten folgen. Die NRW-Verbraucherzentrale meint dagegen, die Post solle sich mehr Mühe geben, Partner auf dem Land zu finden und zu unterstützen.

Ende 2023 soll es sowieso bundesweit 15.000 Packstationen geben - nun könnten es noch mehr werden..

Ende 2023 soll es sowieso bundesweit 15.000 Packstationen geben - nun könnten es noch mehr werden..

Foto: Deutsche Post DHL

(rky) Sofern eine sich abzeichnende Gesetzesänderung durchkommt, könnte die Deutsche Post ihr Netz an Filialen weiter ausdünnen. Dies ergibt sich aus einem Eckpunktepapier des Bundeswirtschaftsministeriums zum künftigen Postgesetz. Denn während der Konzern bisher die Pflicht hat, in jeder Gemeinde mit mindestens 2000 Einwohnern eine Filiale zu unterhalten, könnten nun Automaten teilweise die Kundenbetreuung übernehmen. In dem Papier wird zu einer künftigen „nachhaltigen Versorgung in den Städten und auf dem Land“ festgehalten, dass „jederzeit verfügbare automatisierte Einrichtungen“ den Bürgern auch gut helfen könnten.

Schon jetzt fehlen an 29 Orten in NRW die entsprechenden Postfilialen, weil der Konzern keinen passenden Partner gefunden hat, der Pakete und Päckchen annimmt; nun droht ein weiteres Ausdünnen des Netzes. Wenig begeistert von weniger harten Vorgaben wäre jedenfalls Wolfgang Schuldzinski, Vorstand der NRW-Verbraucherzentrale: „Natürlich ist eine Packstation oder ein anderer Automat besser als gar nichts für betroffene Bürger. Aber der Staat sollte die Post nicht aus der Verantwortung entlassen, alleine oder mit Partnern wie Kiosken reale Präsenz auch auf dem Land zu zeigen. Damit würde die Post helfen, ländliche Strukturen aufrechtzuhalten.“

Aus dem Bundestag kommen positive Signale zu dem weiteren Rollout von Automaten, berichtet die Deutsche Presse-Agentur. Solche Automaten seien für Verbraucher sinnvoll, sagt der Liberale Reinhard Houben. Auch der Sozialdemokrat Sebastian Roloff zeigt sich offen, und der CSU-Politiker Hansjörg Durz sagt, man wolle sich den digitalen Fortschritten nicht entgegenstellen. Allerdings schränken einige Politiker ihre grundsätzlich positive Haltung ein: Der Linke Pascal Meiser sagt, digitale Lösungen könnten „das Filialnetz ergänzen, aber keineswegs ersetzen, wenn man nicht ganze Bevölkerungsgruppen ausgrenzen will“. Roloff spricht ebenfalls nur von einer „Ergänzung im Filialnetz“. „Eine hochwertige Postversorgung in der Fläche“ müsse gewährleistet sein.

Der Sozialverband VdK warnt davor, dass Rollstuhlfahrer, Kleinwüchsige und Menschen mit Sehbehinderungen Automaten eventuell nicht nutzen könnten.

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