Bonn Post mit Digital-Marken gegen Fälschungen

Bonn · Kunden können künftig den Weg eines Briefes in einen anderen Ort verfolgen, weil jede Briefmarke individuell erkannt wird vom Verteilsystem der Post. Doch eine Schwäche bleibt im Vergleich zur Zustellung von Paketen.

 Premiere: eine digital nachverfolgbare Briefmarke als Standardprodukt für Privatkunden.

Premiere: eine digital nachverfolgbare Briefmarke als Standardprodukt für Privatkunden.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Die Deutsche Post DHL macht das Fälschen von Briefmarken – beispielsweise über Farbkopierer – nun praktisch unmöglich: Bei Briefmarken wird künftig jedes Exemplar einen individuellen Matrixcode neben dem eigentlichen Briefmotiv haben. Die erste dieser Briefmarken wird an diesem Donnerstag auf den Markt kommen; ab 2022 soll es nur noch Matrix-Marken geben.

Auch die Kunden profitieren von der neuen Technik, weil sie künftig den Weg eines Briefs zum Teil nachverfolgen können. „Wir setzen unseren Weg der Digitalisierung konsequent fort“, sagt der für das deutsche Briefgeschäft zuständige Postvorstand Tobias Meyer. Konkret könnten die Bürger künftig über die Post-App erkennen, „wann ihr Brief im Briefzentrum in der Abgangsregion bearbeitet wurde und wann er in der Zielregion angekommen ist“, sagte er am Dienstag. Dies sei möglich, weil in den Verteilzentren alle durchgehenden Briefe automatisch registriert werden sollen. Die Schwäche: Eine Kontrolle der Zustellung bringt die neue Technik nicht, weil dafür jeder Briefträger jeden Brief mit einem Scanner ablesen müsste, bevor er ihn einwirft. „Wer einen verbindlichen Nachweis über die Zustellung an den Empfänger haben möchte“, so die Post, „muss weiter die Zusatzleistung Einschreiben in Anspruch nehmen.“ Dies würde dann mindestens 2,20 Euro Aufschlag kosten.

Die Post erklärt, die Fälschung und Wiederverwendung von Briefmarken sei „ein massiv wachsendes Problem“ für alle Postdienstleister der Welt. Sie hofft, die Laufzeiten von Briefen besser kontrollieren zu können, wenn künftig alle Briefe einzeln in ihrem System erfasst werden. Tatsache ist, dass künftig schwerer vorstellbar ist, dass Tausende Briefe tagelang unentdeckt in einem Verteilzentrum herumliegen, weil die internen Rechensysteme solche Pannen besser entdecken könnten.

Der Konzern muss laut staatlicher Vorgabe 80 Prozent der Briefe am ersten Tag nach Einsenden abgeben, 95 Prozent spätestens am zweiten Tag. Die Post behauptet, diese Zahlen klar zu überschreiten; das ist aber schwer zu überprüfen.

Mit dem Matrix-System überträgt die Post das Verteilsystem für Pakete zum großen Teil in ihr Briefsystem. Bei Paketen wird allerdings auch die jeweilige Abgabe beim Empfänger oder an einem Ort, den der Empfänger angibt, protokolliert.

Es bleibt abzuwarten, ob Kunden schon bald Einschreiben mit entsprechenden Matrix-Briefmarken an modifizierten Briefkästen einwerfen können, wo Scanner den Eingang eines Einschreibens registrieren. Die Quittung könnte per Bluetooth aufs Handy kommen.

Für Briefmarkensammler fängt eine neue Zeit an. Die neuen Wertzeichen werden etwas größer sein als bisher. Jede Marke ist künftig ein Unikat, weil laut Post nie zwei Matrixcodes identisch sein werden.

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