Portoerhöhung Post erzürnt Verbraucher und Wettbewerber

Bonn · (rky) Die Deutsche Post will zum 1. Juli das Porto für einen Standardbrief von 70 Cent auf 80 Cent erhöhen. Der Versand von Postkarten soll statt 45 Cent 60 Cent kosten. Dies gab der Konzern am Montag bekannt, nachdem die Bundesnetzagentur den allgemeinen Rahmen für Preiserhöhungen bekanntgegeben hatte.

Dabei hatte die Bundesregierung vorher die Regeln zur Berechnung einer erlaubten Portoerhöhung so geändert, dass der gelbe Riese die Preise bis Ende 2021 um insgesamt 10,63 Prozent erhöhen kann; deutlich höher als die Inflationsrate.

Wettbewerber und Verbraucherschützer halten wenig vom Drehen an der Preisschraube. So kritisieren die Konkurrenten der Post, dass der deutsche Marktführer durch das höhere Briefporto nun Reserven gewinne, um im hart umkämpften Paketegeschäft anzugreifen. Das Briefporto verursache bei einem Durchschnittshaushalt zwar nur geringe Ausgaben, ergänzen Verbraucherschützer. Laut Statistischem Bundesamt waren es 2017 im Monat gerade mal 2,34 Euro. „Preiserhöhungen werden aus unserer Sicht aber trotzdem sehr emotional diskutiert, weil sie auch wegen der Rabatte für Großkunden oft als ungerecht empfunden werden“, sagt Iwona Husemann von der Verbraucherzentrale NRW. Die Post rechtfertigt die höheren Preise dagegen damit, dass nur so der flächendeckende, schnelle Versand der Briefe und Karten finanziert werden könne. Der Bund ist wichtigster Aktionär mit einem Anteil von rund 20 Prozent. Außerdem sei es von der Politik gewollt, dass die Post deutlich höhere Löhne als den Mindestlohn zahlt, argumentiert die Post. Sie stelle auch 5000 neue Mitarbeiter ein. Auch diese Belastung müsse ausgeglichen werden. Außerdem seien die Briefpreise in Deutschland noch immer deutlich günstiger als in vielen anderen Ländern der EU, obwohl das Sendevolumen wegen des Siegeszugs digitaler Kommunikation sinkt.

Zuletzt war das Porto Anfang 2016 erhöht worden. Damals lag der Spielraum für die gesamte Preiserhöhung bei 7,5 Prozent. Das Versenden eines Standardbriefs verteuerte sich damals von 62 Cent auf 70 Cent, damals die größte Steigerung seit 1989.

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