Düsseldorf Portigon-Chef muss nach 16 Monaten gehen

Düsseldorf · Kai Wilhelm Franzmeyer verlässt die WestLB-Nachfolgerin mit sofortiger Wirkung. Grund ist ein Streit mit Land und S Aufsichtsrat um die Zukunft der Dienstleistungstochter PFS. Die soll jetzt an die "Bad Bank" angedockt werden.

In der Geschichte der WestLB und der daraus entstandenen Portigon AG hat es einige plötzliche und damit überraschende Führungswechsel gegeben. Die Amtszeit von Kai Wilhelm Franzmeyer als Portigon-Chef dürfte indes als eine der kürzesten in die Geschichte der Landesbank und ihrer Nachfolgegesellschaft eingehen. Gerade mal 16 Monate hat sie gedauert, und sie endet von jetzt auf gleich. Mit sofortiger Wirkung habe sich Portigon von Franzmeyer getrennt, sagte gestern Aufsichtsratschef Friedhelm Plogmann nach einer außerordentlichen Sitzung des Kontrollgremiums. Der Grund für die Trennung: "Unterschiedliche Auffassungen über die Zukunft der Dienstleistungstochter Portigon Financial Services" (PFS).

Die soll nun nach dem Willen ihres Eigentümers und des Portigon-Aufsichtsrates schon Mitte September bei der Ersten Abwicklungsanstalt (EAA) angedockt werden, jener Einrichtung, die unter dem unschönen Namen "Bad Bank" die Altlasten der WestLB verarbeitet. Zustimmen müssen noch die Gewährträger der EAA, zu denen auch die Sparkassen- und die Landschaftsverbände in NRW gehören. Wie viel der PFS-Verkauf bringen soll, wird derzeit nicht gesagt. Unter dem Strich dürfte aber nur ein zweistelliger Millionenbetrag übrig bleiben.

Hinter Plogmanns offizieller Begründung zum Franzmeyer-Aus verbirgt sich der Streit darüber, ob die PFS bis zum Ende des kommenden Jahres privatisiert oder besser an die EAA angedockt werden soll. Diese nimmt für die WestLB-Aufräumarbeiten Dienstleistungen der PFS in Anspruch, und darüber gibt es einen Vertrag, der bis zum Ende des kommenden Jahres läuft. Dieser Kontrakt müsste, so Plogmann, nach seinem Auslaufen europaweit ausgeschrieben werden. Unter solchen Umständen sei es schwierig, einen Käufer für die PFS zu finden, weil ja niemand wisse, ob die Gesellschaft auch 2017 bei der EAA als Dienstleister zum Zuge komme. Motto: Ein Unternehmen ohne sicheren Kunden ist für niemanden wirklich interessant.

Das beurteilte Franzmeyer offenbar anders. Er sah die Möglichkeit, parallel einen Käufer zu finden und damit die Bedingungen der EU-Kommission zu erfüllen. Die schreibt vor, dass die PFS bis Ende 2016 verkauft oder abgewickelt werden muss - ein Nachlass aus dem zähen Ringen um die Abwicklung der alten WestLB. Dass Brüssel nun beim Andocken der PFS an eine Anstalt des öffentlichen Rechts, wie es die EAA ist, Probleme machen könnte, glauben die Verantwortlichen in Düsseldorf offenbar nicht.

Die fehlende Sicherheit in Sachen PFS habe aber nicht nur die Jobs bei der Portigon-Tochter bedroht, sondern auch die Stabilität der EAA, sagten Plogmann und NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans, der für das Land im Portigon-Aufsichtsrat sitzt. Denn die EAA ist auf die IT angewiesen. Und wenn es keinen zweiten Interessenten an den Dienstleistungen für die Anstalt gibt, die PFS aber gleichzeitig abgewickelt würde, könnte die Verarbeitung der verbliebenen WestLB-Altlasten von derzeit noch mehr als 50 Milliarden Euro ein Problem werden. Auch das wollte niemand.

Franzmeyers Nachfolge bleibt noch offen. Spätestens bis 3. September, wenn der Aufsichtsrat offiziell den Verkauf der PFS billigen will, soll es einen neuen Mann geben. In den nächsten 14 Tagen wollten sich Portigon und Franzmeyer auf eine Ausscheidungsvereinbarung einigen, sagte Plogmann. Der Vertrag des Vorstandschefs wäre noch bis Ende 2016 gelaufen.

(RP)
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