Nach Infektionen bei Hurtigruten Politiker fordern Corona-Testpflicht bei Kreuzfahrten

Düsseldorf · Der norwegische Anbieter Hurtigruten muss Reisen nach Corona-Infektionen an Bord stoppen. Für die Branche ist das ein herber Rückschlag. Sie versucht gerade vorsichtig den Betrieb wieder hochzufahren. Führende Tourismus-Politiker sprechen sich nun für striktere Sicherheitsmaßnahmen aus.

 Die MS Roald Amundsen bereist die Hurtigruten in Norwegen.

Die MS Roald Amundsen bereist die Hurtigruten in Norwegen.

Foto: dpa/Hinrich Bäsemann

Unter Tourismus-Politikern werden Forderungen lauter, Passagiere vor Kreuzfahrten verpflichtend auf das Coronavirus zu testen. „In Anbetracht der Ereignisse der vergangenen Tage halte ich eine Testpflicht für sinnvoll“, sagt Markus Tressel, tourismuspolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag unserer Redaktion: „Wir müssen alles dafür tun, neue Corona-Hotspots zu vermeiden.“ Tressel schlägt ortsnahe mobile Teststationen vor, um die Hausarztpraxen zu entlasten. Auch die tourismuspolitische Sprecherin der SPD, Gabriele Hiller-Ohm, befürwortet eine solche Regelung, würde aber auch Tests nach Abschluss der Reise verpflichtend einführen. Für die Mehrkosten könne jedoch nicht der Staat aufkommen. „Die Corona-Tests sollten von den Passagieren des Kreuzfahrtschiffes übernommen werden“, sagt Gabriele Hiller-Ohm.

Am Wochenende hatte der Verband unabhängiger selbstständiger Reisebüros (VUSR) die Einführung einer Testpflicht gefordert, um für mehr Sicherheit und Schutz bei Kreuzfahrten zu sorgen. Der Anbieter Tui Cruises hatte sich die Einführung solcher verpflichtender Tests vor Reiseantritt offengehalten. Aktuell gibt es bei dem Kreuzfahrtanbieter keine solche Vorschrift. Kreuzfahrtgäste müssen stattdessen ein Gesundheitsprotokoll ausfüllen und bekommen regelmäßig die Temperatur gemessen.

Die Kreuzfahrt-Branche wagt momentan vorsichtig den Neustart – musste jedoch bereits zu Beginn Rückschläge hinnehmen. So stoppte die norwegische Reederei Hurtigruten nach einem Coronavirus-Ausbruch auf ihrem Kreuzfahrtschiff „Roald Amundsen“ vorerst alle Reisen mit ihren drei Expeditionsschiffen. Zuvor waren 36 Besatzungsmitglieder und fünf Passagiere positiv auf das Virus getestet worden. Hurtigruten-Chef Daniel Skjeldam räumte am Montag ein: „Wir haben versagt. Wir haben Fehler gemacht“ Die Behörden reagierten und haben für 14 Tage Schiffen mit mehr als 100 Personen an Bord verboten, in norwegischen Häfen anzulegen.

Am Wochenende hatte bereits der Kreuzfahrt-Anbieter Aida seine geplanten Mini-Kreuzfahrten auf der Ostsee für die erste Augusthälfte abgesagt, weil eine Genehmigung der italienischen Behörden noch fehlt. Die Aida-Schiffe fahren unter italienischer Flagg, während etwa Konkurrent Tui Cruises unter maltesischer Flagge unterwegs ist.

Der Kreuzfahrt-Tourismus ist für die Branche von enormer Bedeutung und zählte vor der Corona-Krise zu den stärksten Wachstumstreibern. Dem Branchenverband CLIA zufolge stiegen die jährlichen Passagierzahlen im Kreuzfahrtmarkt von 2009 bis 2019 weltweit von 17,8 Millionen auf 30 Millionen. Für dieses Jahr war ursprünglich ein deutlicher Anstieg auf 32 Millionen Reisende erwartet worden. Stattdessen kam das Geschäft fast zum erliegen.

Um wieder Reisen anbieten zu können, hatten die Kreuzfahrt-Unternehmen ein umfangreiches Sicherheits- und Hygienekonzept ausgearbeitet. In der Politik hält man den Neustart der Branche daher grundsätzlich für vertretbar – sofern der Schutz von Besatzung und Passagieren gewährleistet ist. „Dass die Kreuzfahrten zum Teil wieder verschoben wurden zeigt, dass die Anbieter entsprechend verantwortungsbewusst damit umgehen“, sagt Grünen-Politiker Markus Tressel.

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