Tokio/New York Pokémon-Fieber: Nintendo-Aktie steigt um 40 Prozent

Tokio/New York · Das Smartphone verwandelt sich dank GPS-Ortung in eine Suchmaschine für Taschen-Monster.

Pokémon Go: Nintendo-Aktie steigt um 40 Prozent
Foto: dpaafx

Viele Tausend Menschen haben gestern viel Geld gewonnen, weil ihre Aktien des japanischen Spieleanbieters Nintendo um 40 Prozent hochsprangen. Dessen Spiel Pokémon Go könnte das erfolgreichste Handyspiel seit dem Start des iPhone vor neun Jahren werden. Viel spannender für die Öffentlichkeit ist aber, dass das Spiel auch das Straßenbild verändern kann: Nachdem die App am Mittwoch in den USA, Neuseeland und Australien startete, laufen in den Straßen vieler Großstädte wie New York oder San Francisco Tausende Jugendliche und Erwachsene herum, die auf dem Handydisplay gezeigte Taschen-Monster suchen. Per GPS registriert das Gerät, ob der Nutzer an den Fundort des digitalen Monsters geht. Und weil für Europa eine ähnlich große Nachfrage wie in den USA erwartet wird, wurde der für das Wochenende geplante Start von Pokémon Go erst einmal verschoben - "die Server könnten die Last nicht tragen", erklärt ein Entwickler.

Es ist, als würden die 90er-Jahre zurückkehren. Schon damals gab es einen großen Hype rund um die Pokémons. Die Videospiele mit den kleinen Monstern verkauften sich mehr als 200 Millionen Mal. Seit Pokémon Go in den USA erhältlich ist, setzte es sich binnen Stunden an die Spitze der Charts in den App-Stores von Google und Apple. Keine andere App wird im Moment häufiger heruntergeladen.

Im Prinzip geht es um eine digitale Schnitzeljagd. Die gesuchten Objekte werden aber in das Kamerabild des Smpartphones eingeblendet. "Augmented Reality" heißt das Prinzip, also eine um virtuelle Elemente erweiterte Realität. Die App lässt den Spieler an echte Orte gehen oder fahren. Dort sieht er die Spielfiguren virtuell in das Live-Bild eingeblendet. Die Orientierung ist möglich, weil die Daten von Pokémon Go mit Geo-Daten von Google Maps verknüpft werden - der Spieler bewegt sich also selbst in der realen Welt, spielt aber ein rein digitales Spiel.

Für Nintendo ist der Erfolg des Spiels auf dem Handy ein Befreiungsschlag. Der Unternehmenswert stieg binnen Tagesfrist um mehr als fünf Milliarden Euro. Analysten hatten lange darauf gedrängt, Nintendo solle seine Figuren auf das Smartphone bringen. Der Traditionskonzern hatte aber Angst, seine Erlöse aus Spieleverkäufen abzuwürgen. Während Nintendo sonst gewohnt ist, 30 bis 60 Euro pro Spiel einzunehmen, kostet Pokémon Go zunächst einmal nichts. Dafür muss man dann aber für einen Sack mit 1200 Pokemünzen - der Währung in der App - 9,99 Euro berappen. Da es global mehr als drei Milliarden Nutzer von Smartphones gibt, ist das Potenzial riesig.

(RP)
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