Tablet-PC bedrohen den Erfolg Sony und Microsoft starten neue Konsolen

Düsseldorf · Eine Million Playstation 4 setzte Sony am ersten Verkaufswochenende in den USA ab. Zum Ende des Monats gibt es sie auch hierzulande. Microsoft beginnt kurz vorher mit dem Verkauf der Xbox One. Doch Tablet-PC bedrohen den Erfolg.

Für Fans elektronischer Spiele stehen in Deutschland spannende Zeiten bevor. Am Freitag startet hierzulande der Verkauf der neuen Gamekonsole Xbox One von Microsoft — 499 Euro wird der Spaß kosten. Und eine Woche später kommt dann die neue Playstation von Sony heraus: Hier müssen die Käufer 100 Euro weniger auf den Tisch legen.

Welch großes Interesse die Angebote haben können, zeigten die erste Verkaufstage der Playstation in den USA: Eine Million Stück wurden verkauft. Und ausgerechnet Microsoft gratulierte zum Verkaufsstart. Allerdings musste Sony auch eine bittere Pille schlucken: Einige hundert Kunden meldeten beim Versandhaus Amazon technische Probleme mit dem Gerät. Sony erklärt, nur 0,4 Prozent der ausgelieferten Konsolen hätten Schwächen.

Die kleine Panne ist umso unangenehmer, weil sowohl die neue Playstation als auch die Xbox One alles andere als einen sicheren Erfolg vor sich haben. Technisch immer bessere Tablet-PC wie das neue iPad von Apple und immer größere Smartphones entwickeln sich als die wichtigsten digitalen Spielzeuge der Zukunft. "Das wird eindeutig die letzte große Produkteinführung in der 30-jährigen Geschichte der Spielkonsolen sein", sagt Jens Begemann, Leiter der Berliner Spieleschmiede Wooga. "Die Zukunft — verspielt", titelt das "Handelsblatt". Und selbst Jim Ryan, führender Manager der Spielesparte von Sony ist vorsichtig: "Wir bringen diese Konsole auf den Markt und müssen dann schauen, wie sie sich verkauft."

Dabei sind beide Geräte rein technisch regelrechte Leistungsmaschinen. Prozessoren mit jeweils acht Rechenkernen sind ebenso Pflicht wie ein Bluray-Spieler, W-Lan und Bluetooth. Radeon-Grafikchips erlauben extrem hohe Bildqualität. 500 Gigabyte-Festplatten speichern Filme oder Spiele massenhaft. Und der Arbeitsspeicher von je acht Gigabyte lässt auch keine Wünsche offen. Größter technischer Unterschied ist denn auch, dass Microsoft bis zu acht Spieler spielen lässt, bei Sony sind vier Gamer anschließbar.

Trotzdem startet Sony in das neue Duell der Konsolen mit einem kleinen Vorsprung. Das Angebot exklusiver Spiele hält sich bisher zwar die Waage, doch die Japaner haben mehr Anhänger bei den besonders begeisterten Spielern.

Gleichzeitig hat Microsoft viele potenzielle Kunden mit Fehlern verschreckt: Zuerst versuchte der US-Konzern vorzuschreiben, dass die Konsole nur laufen kann, wenn sie online kontrollierbar ist — dann ruderte Microsoft zurück. Dann hieß es, gebrauchte Spiele dürften auf der Xbox One nicht genutzt werden. Das schreckt aber in Wahrheit die möglichen Erstkäufer der Geräte am meisten ab, da diese ihre Spiele irgendwann weitergeben wollen, um Nachschub zu finanzieren. Immerhin kosten viele Spiele 70 Euro oder auch mehr.

In den vergangenen sieben Jahren wurden weltweit fast 150 Millionen Konsolen der Vorgängerversionen Playstation 3 und Xbox 360 abgesetzt — ein Wert, der schwer zu toppen ist. Angesichts der relativ niedrigen Verkaufspreise der Konsolen ist auch keineswegs sicher, ob Sony und Microsoft mit den neuen Modellen wirklich Gewinn machen können.

Umso erbitterter läuft der Wettbewerb: Mehr als 100 Millionen Dollar investiert Microsoft angeblich in das Marketing der Xbox One — so soll der Vorsprung von Sony gebrochen werden. Laut dem Portal OXM investiert der US-Konzern fast eine Milliarde Dollar, um exklusive Spiele auf den Markt zu bringen — rund 15 Stück kommen wohl 2014. Die Analysefirma IHS glaubt trotzdem, dass Sony am Ende vorne liegen wird: Bis Ende 2017 würden wohl 49 Millionen Playstation 4, aber nur 38 Millionen Xbox One verteilt, prognostiziert deren Marktexperte Piers Harding-Rolls.

(RP)
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