Emissionshandel hilft auch Privatbürgern So verdienen Sie mit Ihrem eigenen E-Auto Geld

Düsseldorf · Der Steuerverein empfiehlt E-Auto-Besitzern, eingesparte CO2-Emissionen gegen Geld zu verkaufen. Seit diesem Jahr ist das möglich. Wie funktioniert das?

 Treibhausgas-Ausstoß und Geld verdienen mit dem E-Auto: Eine Prämie aus dem Emissionshandel mit Mineralölkonzernen macht’s möglich

Treibhausgas-Ausstoß und Geld verdienen mit dem E-Auto: Eine Prämie aus dem Emissionshandel mit Mineralölkonzernen macht’s möglich

Foto: dpa/Sven Hoppe

E-Autos schonen zumindest beim Betrieb nicht nur das Klima — es lässt sich auch Geld mit ihnen verdienen. Darauf weisen jetzt der Lohnsteuerverein Bayern und der Bund der Steuerzahler (BdSt) hin. Seit 2018 fördert die EU die Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen und verpflichtet Unternehmen, die fossilen Kraftstoff in dem Verkehr bringen dazu, ihren Treibhausausstoß zu reduzieren. Maßgeblich dafür ist die Treibhaus-Minderungsquote (THB-Quote), die derzeit bei sieben Prozent liegt und die bis 2030 auf 25 Prozent steigen soll. Sie gibt an, wie hoch der Anteil nachhaltiger Brennstoffe am Gesamtbrennstoff-Verbrauch in der Verkehrsbranche sein soll. Unternehmen, die Kraftstoffe verkaufen oder sie verwenden, müssen diese Quote einhalten, darunter sämtliche Mineralölkonzerne und viele Industrieunternehmen.

Da viele Firmen die auch im Bundesimmissionsschutzgesetz verankerte THB-Quote nicht einhalten können und ihre eigenen Treibhausgas-Ausstoß nicht weiter reduzieren können, müssen sie entweder Strafen zahlen oder THG-Anteile erwerben, indem sie CO2-Zertifikate, auch Verschmutzungsrechte genannt, von Dritten kaufen.

Bereits seit ein paar Jahren dürfen E-Ladesäulenbetreiber und Unternehmen etwa mit Elektro-Fuhrpark, sprich solche, die bereits mehr als vorgeschrieben Emissionen einsparen, ihre THG-Quote an gegen Geld abgeben.

Seit Anfang 2022 sind aber auch Halter von E-Autos berechtigt, CO2-Zertifikate zu verkaufen. Dadurch, dass der Gesetzgeber nicht nur gewerbliche Ladepunkte miteinbezieht, sondern auch private, können alle Besitzer eines E-Autos am Quotenhandel teilnehmen, wie der Bund der Steuerzahler betont. Plug-in-Hybride sind ausgeschlossen. „Dabei ist es egal, ob das Fahrzeug geleast, gekauft oder finanziert wurde. Berechtigt ist immer der Fahrzeughalter, der im Fahrzeugschein eingetragen ist. Um die Prämie zu bekommen, reicht es aus, wenn das Fahrzeug einen Tag lang in diesem Jahr, auch noch Ende Dezember, zugelassen war. Die Höhe der Prämie berechnet sich aus der eingesparten Menge an CO2, die vom Fahrzeugtyp abhängt und dem Marktpreis, also wie viel Mineralölunternehmen dafür bereit sind, zu zahlen“, heißt es in einer Pressemitteilung des Lohnsteuervereins Bayern. Die Prämie kommt einmal jährlich. „Wir rechnen mit 250-300 Euro Auszahlung pro Auto. Im gewerblichen Bereich ist der Betrag zu versteuern, bei Privatfahrzeugen ist er steuerfrei“, sagt Daniela Karbe-Geßler, Steuerabteilungsleiterin beim BdSt. Dieser informiert über die Methode in einem Info-Service auf der Internetseite www.steuerzahler.de

Wer also ein E-Fahrzeug besitzt muss seine persönlichen Kontaktdaten und den Fahrzeugschein melden. Geladene Strommengen müssen nicht nachgewiesen werden. Die Antragstellung erfolgt beim Umweltbundesamt, das die Anträge prüft. “In der Praxis erledigen das jedoch Zwischenhändler für Privatpersonen. Sie bündeln eine größere Anzahl an Anträgen und sind damit für die Mineralölunternehmen als Handelspartner attraktiver als Einzelpersonen. Händler sind beispielsweise der ADAC, diverse Versicherungen oder Stromanbieter“, heißt es vom Lohnsteuerverein. Diese würden für die Dienstleistung bis zu 25 Prozent Provision erhalte.

Anbieter lassen sich per Internetrecherche, etwa über die Vergleichsplattform Verivox einfach finden. Ab Abgabe des Fahrzeugscheins bis Erhalt der Prämie vergehen etwa zehn bis zwölf Wochen, rechnet der Anbieter Elektrovorteil vor, der eine Prämie von mindestens 350 Euro und bis 430 Euro verspricht. Mobility House gibt eine Auszahlung von 305 Euro an, für elektrische Nutzfahrzeuge oder Busse gäbe es eine teils deutlich höhere Prämie. Die Auszahlung erfolge innerhalb von 20 Wochen nach der Registrierung, so der Anbieter. OneGreen, ein Angebot der Plattformen AutoScout24 und Leasingmarkt.de, garantiert eine Prämie von 340 Euro für den Verkauf der THG-Quote. Die Beantragung soll in weniger als drei Minuten geschafft sein.

Nicht nur wenn man Besitzer eines E-Autos ist, auch wer selbst zusätzlich eine heimische Wallbox betreibt, kann doppelt profitieren. Denn dann bekommt man nicht nur eine Pauschalprämie für die Nutzung des E-Autos, sondern kann auch den tatsächlich geladenen Strom in den Emissionshandel einbringen. Das Portal Heise erklärt die Hintergründe: hier

Der THG-Quotenhandel ist nicht unumstritten. Zwar ist er vom Gesetzgeber als Klimaschutzinstrument gedacht. E-Autonutzer bezeichnen im Forum „Going Electric“ den Verkauf mitunter jedoch als Greenwashing oder Ablasshandel für Mineralölkonzerne.

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