Einzehandel Payback verliert in Rewe einen großen Partner
Köln · Die Kölner Handelsgruppe stellt bislang allein 17 Millionen der rund 30 Millionen Nutzer in Deutschland. Offenbar arbeitet sie an einem eigenen Bonusprogramm. Bei Payback wird Aldi als Rewe-Nachfolger gehandelt.
Etwa 150 Millionen Euro pro Jahr sind auch für einen Konzern wie Rewe, der mehr als 75 Milliarden Euro umsetzt, noch längst keine Peanuts. Die 150 Millionen Euro soll die Kölner Handelsgruppe laut „Lebensmittelzeitung“ zuletzt an die Betreiber des Bonusprogramms Payback gezahlt haben, mit dem man beim Einkaufen Punkte sammeln und diese später beispielsweise gegen Warengutscheine oder Bargeld einlösen kann.
Damit ist in knapp zwei Jahren Schluss. Ab 2025 will Rewe eigene Wege gehen. Dann kann man weder in den Supermärkten des Konzerns noch in den Filialen des Discounters Penny noch in Toom-Baumärkten die Karte nutzen, ebenso wenig für Buchungen beim Reiseanbieter DER Touristik.
Mit der Vertragsverlängerung um zwei Jahre hat Rewe sogleich das Ende des seit 2014 laufenden Bündnisses verkündet. Jahrelang war die Partnerschaft zwischen der Gruppe und Payback, einem Tochterunternehmen des amerikanischen Kartenkonzerns American Express, eine sehr intensive. Immerhin stellt der Kölner Konzern allein 17 Millionen (zwölf Millionen über Rewe, fünf Millionen über Penny) der etwa 31 Millionen Kunden, die das Bonusprogramm in Deutschland genutzt haben.
Viele empfanden die Payback-Karte als günstige Variante, weil man sie nicht nur bei Rewe einsetzen kann, sondern beispielsweise auch beim Drogeriemarktbetreiber DM, an Aral-Tankstellen, bei der Buchhandelskette Thalia und beim Tierfutteranbieter Fressnapf, um nur einige von insgesamt 600 Shops zu nennen.. Da kommt bei manchem Intensiv-Nutzer schnell mal ein Betrag beim Einkauf zusammen, der für ein Taschenbuch zwischendurch oder etwas anderes reicht.
Für die teilnehmenden Händler lohnt sich das System, so lange die Kunden sie wegen des Punktesammelns gegenüber der Konkurrenz vorziehen. Payback wiederum verdient sein Geld mit den Kundendaten und Nutzerprofilen, anhand derer man sehr genau Werbung auf die verehrte Kundschaft zuschneiden kann.
Die Frage indes ist seit Jahren, ob das mit der Payback-Karte auch für die Verbraucher wirklich lohnenswert ist. Nicht mal nur wegen des Themas Datenschutz, das immer schon eines war, weil Kundinnen und Kunden nicht nur Adresse, Geschlecht und Alter beim Einkauf hinterlassen, sondern zumindest auch Warengruppen, aus denen die Unternehmen auf Einkaufsverhalten schließen und entsprechende Angebote machen können. Auch die Tatsache, dass andere Unternehmen zunehmend mit eigenen Bonussystemen arbeiten oder bei gezielten Rabattaktionen womöglich mehr Nachlass bieten als die ein bis zwei Prozent von Payback, stellte die Sinnhaftigkeit auch für die Kundschaft infrage. Nicht notwendige Spontankäufe, zu denen das Punktesammeln verleite, sind stets ein weiteres Argument der Payback-Gegner gewesen.
Für Rewe war die Kostenfrage offensichtkich eines und im Zusammenhang damit das Vorhaben, ein eigenes Punktesysteme zu installieren, ein anderes. Immer mehr Kunden kaufen heutzutage über die Apps der Supermärkte und Discounter ein, da erscheint ein eigenes Kundenbindungsprogramm sinnvoll. Denn Rewe bekäme damit einen schnelleren Zugriff auf Kundendaten, für den es bei Payback zahlen muss.
Solche Kundenbindungsprogramme sind in Zeiten hoher Preissteigerungsraten bei der zahlenden Klientel übrigens noch beliebter geworden. Einer aktuellen Studie des Beratungsjunternehmens Software Advice zufolge nutzten 71 Prozent der befragten Teilnehmenden derzeit solche Programme, 80 Prozent von ihnen sogar mehrere, viele auch mehrmals die Woche. Mehr als die Hälfte räumte an, dass das Interesse an den Bindungsprogrammen durch die Inflation (zwischenzeitlich bekanntlich bei mehr als zehn Prozent) gewachsen sei. Und 43 Prozent würden solche Programme gern über eine App nutzen, ein gutes Drittel über eine dafür vorgesehene Karte. Neun von zehn würden eine Lösung bevorzugen, die man in mehreren Geschäften nutzen kann.
So etwas hat dann auch Vorteile für die Anbieter. Denn wenn mehrere von ihnen an einer Karte beteiligt sind, spart das natürlich Entwicklungskosten, und auch der Betrieb wird für die Beteiligten kostengünstiger.
Auf jeden Fall sind Kundenbindungsprogramme mittlerweile gang und gäbe. Zu denen, die auf dem Feld noch nichts eigenes haben, gehört der Discounter Aldi, der angeblich bei Payback mittlerweile als Rewe-Nachfolger im Gespräch ist. Eine Bestätigung dafür, dass sich da eine neue Allianz anbahnt, gibt es aber noch nicht.