Köln Passage-Chef Carsten Spohr rückt an die Lufthansa-Spitze

Köln · Bei der Suche nach einem Nachfolger für den Vorstandsvorsitzenden Christoph Franz ist intern eine Vorentscheidung gefallen.

Formal wird der Lufthansa-Aufsichtsrat den neuen Konzernchef erst in einer geheimen Sitzung am 12. März ernennen. In Wahrheit sind die Würfel aber in dieser Woche gefallen: "Die Findungskommission hat sich auf Carsten Spohr verständigt", sagte ein mit der Angelegenheit vertrauter Manager gestern gegenüber unserer Zeitung. Im Umfeld der Lufthansa-Rechtsabteilung heißt es, die Verträge mit Spohr würden schon vorbereitet. Der 47-jährige Chef des Lufthansa-Passagiergeschäfts war der Favorit im Rennen um die Nachfolge von Noch-Lufthansa-Chef Christoph Franz, der im März zum schweizerischen Pharmakonzern Hoffmann-La Roche wechselt.

Aufsichtsratschef Wolfgang Mayrhuber, der die Findungskommission geleitet hat, betonte öffentlich zwar stets eine "ergebnisoffene Suche nach internen oder externen Kandidaten". Insidern zufolge war aber schon bei seinem ersten Treffen mit Ex-BASF-Chef Jürgen Hambrecht im vergangenen Herbst klar, dass es schwer werden würde, überhaupt eine Alternative zu Spohr zu finden. Lufthansa-Aufsichtsrat Hambrecht vertrat in der Findungskommission zusammen mit Mayrhuber die Kapitalseite. Offiziell bestätigt die Lufthansa den Wechsel Spohrs an die Konzernspitze noch nicht. "Der Aufsichtsrat hat noch nicht entschieden", sagte gestern ein Sprecher.

Spohr ist seit 1994 bei der Lufthansa. Als Chef der wichtigsten Konzernsparte "Passage" stellt er gerade den Europa-Verkehr der Lufthansa auf den konzerneigenen Billigflieger "Germanwings" um, was ihm erstaunlich geräuschlos gelingt. Zuvor schaffte Spohr als Chef der Luftfracht-Sparte eine Kehrtwende: Unter seiner Führung schrieb das zuvor defizitäre Cargo-Geschäft plötzlich Rekordgewinne. Bei den Arbeitnehmern punktete Spohr zuletzt, weil er den harten Sparkurs von Noch-Lufthansa-Chef Franz öffentlich gelegentlich relativierte. So warnte der studierte Wirtschaftsingenieur mit Pilotenlizenz davor, dass der Personalabbau nicht das Premium-Image von Deutschlands größter Fluggesellschaft gefährden dürfe. Als künftiger Chef muss Spohr nun selbst das Premium-Image des Luftfahrtkonzerns über die Sparziele hinweg retten, die Franz den Aktionären versprochen hat.

Neben Spohr, der verheiratet ist und zwei Töchter hat, wurden anfangs auch Harry Hohmeister (49) und Karl Ulrich Garnadt (56) als mögliche Franz-Nachfolger gehandelt. Hohmeister ist Chef der schweizerischen Lufthansa-Tochter Swiss, die über ein Drittel des Konzerngewinns erwirtschaftet. Garnadt wurde 2011 Spohrs Nachfolger als Frachtgeschäft-Chef.

(RP)
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