Wirtschaftsfaktor Festival So wirkt sich Parookaville auf die Region Weeze aus

Weeze/Düsseldorf · Parookaville und San Hejmo locken jedes Jahr eine Vielzahl von Besuchern in die Region Weeze. Davon profitiert nicht nur der Veranstalter, sondern die gesamte Gemeinde. Wie läuft das Geschäft hinter den Festivals?

Parookaville 2023 Line-Up: Diese Stars treten in Weeze auf - Bilder
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Das sind die Acts für Parookaville 2023

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Foto: Huke/Julian Huke

Rock am Ring, Parookaville und San Hejmo zählen zu den größten Festivals in der Region. 225.000 Besucher kamen im vergangenen Jahr nach Weeze, um zwei bis drei Tage lang abzufeiern. Damit stellte das Festival einen neuen Rekord auf. Während Fans die Livemusik und die sommerlichen Temperaturen genießen, profitiert die Region von hohen Einnahmen, wenn Fans im örtlichen Supermarkt einkaufen, per Bahn und Flugzeug anreisen oder in Hotels und Gaststätten übernachten.

Schon seit Langem kommen auch Stammgäste zum Parookaville-Festival. „Die Gäste fragen gleich fürs nächste Jahr, ob sie wiederkommen können“, sagt Peter Grabert, Mitinhaber des Gästehauses Alt Weeze. Seine Unterkunft, die drei Zimmer umfasst, sei bereits schon länger ausgebucht. Ähnliche Erfahrungen macht auch Kevin Betts, Inhaber des Gästehauses Kevin’s Pub. Er kann 14 Betten vermieten. Da seine Unterkunft mitten im alten Ortskern von Weeze liegt, ist auch diese seit Wochen ausgebucht. „Über die letzten fünf Jahre kommen immer die gleichen Gäste, mit Ausnahme von Corona natürlich“, erzählt er.

Viele von ihnen reisen per Bahn an, was sich auf die Fahrgastzahlen ausschlägt: Von den 219.000 Besuchern, die 2019 zum Parookaville-Festival kamen, wurden während der drei Festivaltage auf der Linie des RE 10 etwa 11.000 Fahrgäste (Aus- und Einstieg) am Bahnhof Weeze gezählt. Zum Vergleich: Am Wochenende davor waren es etwa 2300 Fahrgäste, am Wochenende danach circa 1600.

Um die Nachfrage bewältigen zu können, werden in diesem Jahr – wie in den Vor-Coronajahren – Sonderzüge eingesetzt, die vom 22. bis 24. Juli zwischen Düsseldorf und Weeze pendeln. Von Weeze aus geht es im Stundentakt von 0.15 Uhr bis 3.15 Uhr nach Düsseldorf, danach fahren die Züge bis 4.15 Uhr halbstündlich. Von Düsseldorf aus fährt der RE 10 ab 1.38 Uhr im Stundentakt bis 5.38 Uhr nach Weeze. Den genauen Fahrplan finden Besucher unter Zuginfo NRW.

Festivalbesucher reisen jedoch nicht nur mit der Bahn, sondern auch mit dem Flugzeug zum Airport Weeze an. Wie viele Menschen genau auf diese Art anreisen, ist jedoch nicht bekannt, da der Flughafen keine Reisegründe erfasst. Fest stehe aber: Auch die Top-DJs schätzten die kurze An- und Abreise mit dem Business-Flugzeug, sagt Sebastian Papst, Geschäftsführer des Flughafens. Festivals wie Parookaville oder San Hejmo hätten aber noch einen weiteren wirtschaftlichen Vorteil für den Airport: „Die Megaevents sorgen bei einer sehr großen, meist jüngeren Zielgruppe für einen höheren Bekanntheitsgrad unseres Flughafens und der gesamten Region. Die Besucher der Großveranstaltungen sehen den Airport und den Flugbetrieb bei dieser Gelegenheit in bester Stimmung und werden sich später sicher daran erinnern“, schreibt er auf Anfrage unserer Redaktion.

Der Flughafen Weeze ist aber nicht nur An- und Abreiseort für viele Besucher und Künstler des Festivals, sondern verdient auch an der Vermietung des Geländes an die Veranstalter, die Parookaville GmbH. „Die Flughafengastronomie ergänzt bei diesen Events oftmals das dortige Cateringangebot“, so Papst.

Wer sich nicht bei den Gastronomie-Angeboten auf dem Festival-Gelände bedienen möchte, geht zu einem der örtlichen Supermärkte, zum Beispiel zum Rewe-Markt in der Nähe des Bahnhofs Weeze. Dort steigt der Kundenlauf während des Festivals stark, sagt Valentin Adolf, Filialleiter des Supermarktes. „Die Menschen kaufen hauptsächlich Dosenbier, Energydrinks und Grillzeug“, sagt er. „Das meiste ist dem verschuldet, dass am Festivalgelände teilweise Warteschlangen vor den Imbissständen von bis zu vier Stunden entstehen.“ Um dem zu entgehen, würden die Besucher dann lieber im Rewe-Markt einkaufen.

Die Parookaville GmbH sorgt für einen weiteren wirtschaftlichen Aufschwung in der Region Weeze. 2022 sollen laut einer Recherche des WDR vom Veranstalter rund 6500 Übernachtungen in Hotels gebucht worden sein. „Die Anzahl der Übernachtungen wird in diesem Jahr noch mal deutlich steigen auf circa 8100 Übernachtungen“, schreibt Veranstaltungssprecher Philip Christmann auf Anfrage unserer Redaktion. Auch werden von der Parookaville GmbH zusätzliche Jobs für das Festival geschaffen, indem Menschen aus der Region akquiriert werden. „Das Kernteam für Parookaville und San Hejmo umfasst knapp 50 Festangestellte. Während des Festivals arbeiten insgesamt etwa 7000 Menschen vom Parkplatzeinweiser bis zur Shuttle-Fahrerin für die Künstler“, so Christmann. Für die Gastronomiestände und das Kernteam würden während der Saison zudem Praktikanten und Werkstudenten eingestellt.

So sah das Parookaville-Festival 2022 aus. 225.000 Besucher kamen zum Festival in Weeze an der niederländischen Grenze.

So sah das Parookaville-Festival 2022 aus. 225.000 Besucher kamen zum Festival in Weeze an der niederländischen Grenze.

Foto: Julian Huke

Insgesamt würden allein durch das Parookaville-Festival zehn Millionen Euro an Umsatz in der Region erzeugt. „Davon entfallen fünf Millionen Euro auf Aufträge des Veranstalters an regionale Unternehmen, insbesondere Handwerksbetriebe“, schreibt Christmann. Weitere fünf Millionen Euro würden gemäß einer repräsentativen Umfrage des Veranstalters durch die Besucher im Zuge ihres Festivalbesuchs vor Ort unter anderem in Bäckereien, Supermärkten, Restaurants, Tankstellen ausgegeben.

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