Bochum Opelaner sollen wieder zahlen

Bochum · Die 3200 Mitarbeiter im Bochumer Opel-Werk müssen weiter zittern: Auch auf seiner gestrigen Sitzung hat der Aufsichtsrat keine Entscheidung zur Zukunft des Werkes getroffen. Stattdessen forderte die Arbeitgeberseite von den Arbeitnehmern erneute Zugeständnisse beim Gehalt, wie unsere Zeitung aus Teilnehmerkreisen erfuhr.

Opel leidet stärker als die meisten anderen Hersteller unter der Absatzflaute in Europa und hat im vergangenen Jahr einen dreistelligen Millionenverlust eingefahren. Das Management der Opel-Mutter General Motors (GM) hatte in den vergangenen Tagen mehrfach Pläne für die Schließung des Bochumer Werkes durchsickern lassen. Während der Opel-Krise vor drei Jahren waren die Kapazitäten bereits um 20 Prozent reduziert und ein Werk im belgischen Antwerpen geschlossen worden. Außerdem hatten die rund 40 000 deutschen Opelaner damals dem Abbau von 8000 Stellen sowie dem Verzicht auf 350 Millionen Euro Gehalt zugestimmt.

Deshalb ist der Widerstand der Opelaner gegen neue Einschnitte beim Gehalt jetzt groß: "Die Bereitschaft, weitere Opfer zu bringen, ist denkbar gering", sagt Gesamtbetriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug. Auch Aufsichtsratsmitglied Armin Schild von der IG Metall beklagt: "GM und damit Opel bleiben stur bei einer knallhart kostengetriebenen Kurzfristlogik". Während im Aufsichtsrat hinter verschlossenen Türen ein rauer Ton geherrscht haben soll, hielten die Parteien sich nach der Sitzung öffentlich zurück. "Nach wie vor sind sich alle Beteiligten darüber einig, dass Opel profitabel arbeiten und dazu Maßnahmen ergreifen muss, um Umsätze zu steigern, Margen zu erhöhen und Kosten zu reduzieren", hieß es nach der Sitzung in einer Stellungnahme des Konzerns. Zu konkreten Details der neuen Sparrunde wollte sich der Konzern auf Anfrage nicht äußern.

Insidern zufolge wird von der Belegschaft nun der Verzicht auf Tariferhöhungen, Wochenendzuschlägen und Teile des Weihnachts- und Urlaubsgeldes gefordert. Außerdem soll der Leiharbeiter-Anteil steigen, um besser auf Nachfrageschwankungen reagieren zu können. Pläne zu einem weiteren Personalabbau wurden nicht bekannt.

Die Arbeitnehmer fordern vom GM-Management hingegen die Erlaubnis, die Opel-Fahrzeuge künftig auch in attraktiven Wachstumsmärkten wie China verkaufen zu dürfen. GM blockiert das außereuropäische Opel-Geschäft bislang, um dort den Verkauf seiner US-amerikanischen Marken nicht zu gefährden.

Möglicherweise zeichnet sich in diesem Punkt ein Kompromiss ab: Gestern verpflichtete der Opel-Aufsichtsrat den ehemaligen VW-Manager Alfred Rieck als neuen Vertriebschef. Der 55-Jährige hat zuletzt für VW die Marke Seat in China verantwortet. Das könnte dafür sprechen, dass Opel der Marktzugang in China erlaubt werden soll. Im Gegenzug könnte den Mitarbeitern die Zustimmung zu einer Werksschließung abgerungen werden.

(RP)
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