Bochum Opel droht: Bochumer Werk schließt schon 2014

Bochum · Das Management verlangt erneut Lohnverzicht und Stellenabbau. Der Betriebsrat spricht von einer "Kriegserklärung".

General Motors setzt die 26 000 Mitarbeiter von Opel erneut unter Druck: Weitere Einsparungen in der Verwaltung an sämtlichen deutschen Standorten, Verzicht auf Tariferhöhungen und flexiblere Arbeitszeiten – sonst wird das Bochumer Werk noch früher als ohnehin schon geplant geschlossen. Das ist die Kernbotschaft eines Briefes an die "lieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter", den GM-Vize-Chef Steven Girsky gestern verschickt hat. Sollten die aktuellen Verhandlungen mit den Betriebsräten und der Gewerkschaft IG Metall zu keiner entsprechenden Einigung führen, will GM das Bochumer Werk schon Ende 2014 schließen. Bislang hieß es, das letzte Auto dort werde 2016 gebaut. Am Standort arbeiten 3200 Opelaner.

Der Bochumer Betriebsratschef Rainer Einenkel bezeichnete den Brief als "Kriegserklärung". Er sitzt mit am Tisch, wenn GM am Opel-Stammsitz in Rüsselsheim mit den Arbeitnehmern über die Zukunft des Autobauers verhandelt. "Die Fronten sind verhärtet", berichtet er aus den Verhandlungen. Das Vorgehen von GM sei unverschämt. "Die erwarten von uns, dass wir für unser eigenes Begräbnis auch noch mit einem Gehaltsverzicht bezahlen", so Einenkel. Aber die Belegschaft werde sich nicht erpressen lassen.

In dem Brief von Girsky, der zugleich den Opel-Aufsichtsrat führt, heißt es: "Auch wenn wir bei unseren Verhandlungen keine Einigung erzielen, werden wir uns an den bestehenden Standortsicherungsvertrag halten. Dieser Vertrag läuft allerdings Ende 2014 aus. Die Zafira-Produktion in Bochum würde dann auch enden, und zum 1. Januar 2015 würde die Fertigung in Bochum komplett eingestellt." Für die Verhandlungen mit den Arbeitnehmern gibt er das Ende des kommenden Monats als Fristende vor.

Indirekt wirft der mächtige GM-Manager dem Betriebsratschef Einenkel eine Blockadehaltung vor: "Immerhin sind wir bereits seit Juni des vergangenen Jahres in Gesprächen mit den Arbeitnehmervertretern über den Plan." Opel hat das definitive Aus für das Bochumer Werk längst erklärt. Zwar sehr zögerlich, aber dafür inzwischen umso direkter: "Ich möchte hier sehr deutlich sein: Für Bochum heißt das nach wie vor ganz konkret, dass dort nach Auslauf des aktuellen Zafira kein Fahrzeug mehr produziert werden wird", schreibt Girsky. Einenkel hingegen weigert sich bis heute, die Schließung zu akzeptieren. "Ich gehe weiter davon aus, dass auch nach 2016 in Bochum Autos gebaut werden", sagte er gestern und drohte indirekt Streiks an: "Sonst wird das für Opel die teuerste Werksschließung aller Zeiten."

Opel schwächelt seit über zehn Jahren und hat massive Überkapazitäten. Die meisten Beobachter machen nicht die Autos, sondern das GM-Management dafür verantwortlich. Zuletzt hat die Schuldenkrise in Südeuropa die Lage verschärft. Girsky schreibt: "Seit mehr als einem Jahrzehnt machen wir nun Verluste. Wir gehen davon aus, dass wir erst Mitte des Jahrzehnts wieder Gewinne schreiben."

(RP)
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