Neuss Ölmühle Thywissen: 175 Jahre Speiseöl aus Neusser Hafen
Neuss · Aus jeder 15. Flasche, die in deutschen Küchen geöffnet wird, fließt Speiseöl der Neusser Ölmühle Thywissen. Da aber meist nicht Thywissen auf den Etiketten steht, ist kaum einem Konsumenten bewusst, dass er Neusser Öl verzehrt. Damit kann Geschäftsführer Dominik Baum (40) gut leben: "Unsere Kunden sind überwiegend in der weiterverarbeitenden Industrie zu finden." So kommen viele Thomy-Produkte mit Thywissen-Öl auf den Markt. Kein Wunder, denn die Ölmühle und der Senf-Hersteller sind im Neusser Hafen Nachbarn. Neuss ist für seine Ölmühlen bekannt. Neben Thywissen produzieren auch noch O. & L. Sels sowie die Walter Rau AG.
Zusammen mit zwei familienfremden Managern leitet Dominik Baum in sechster Generation das Familienunternehmen, das in diesen Tagen 175 Jahre alt wird. Mit 110 Beschäftigten erwirtschaftet Thywissen einen Jahresumsatz von 1,5 Milliarden Euro. Neben Ölen und Futtermitteln in Neuss werden auch Glycerin und Biodiesel (Marl) sowie Malzmehle (Hürth) produziert. Knapp 25 Prozent des Umsatzes erziele Thywissen mit Biodiesel.
Mit Fördergeldern des Landes und der EU wurde im Neusser Hafen die 20 Millionen Euro teure neue Raffinationslinie errichtet. "Wir sind auf die Wasserwege angewiesen", sagt Baum. "Der Rhein ist unsere Lebensader." In der Neusser Ölmühle werden jährlich 700 000 Tonnen Ölsaaten verarbeitet. Täglich liefern zwei Schiffe jeweils mehr als 1000 Tonnen Ölsaaten an.
Thywissen produziert Öl aus Raps-, Sonnenblumen- und Leinsaaten, die zur Erntezeit im Sommer auch von Bauern aus der rheinischen Region noch mit dem Traktor angeliefert werden. Das Gros wird aber aus Anbauregionen weltweit importiert.
Die Ölmühle ist ein Industriebetrieb, der Tag für Tag rund um die Uhr produziert. Auch an Feiertagen. Das führt zu industrieüblichem Lärm, Verkehr und Gerüchen. "Viel Geld" habe man in moderne Anlagen investiert, die Verbesserungen seien spürbar. "Die Geruchsemissionen haben wir in den Griff bekommen", sagt Baum.
