Strom wird noch teurer Ökostrom-Umlage steigt um ein Drittel

Berlin · Der sonnenreiche Sommer beschert Solaranlagen-Betreibern hohe Einnahmen. Das erhöht die Umlage zur Förderung der erneuerbaren Energien für die Stromverbraucher. Doch auch die geringen Börsenstrompreise wirken fatal.

Der heiße Sommer wird für die Stromverbraucher noch teuer. Die von den Verbrauchern zu zahlende Ökostrom-Umlage droht im kommenden Jahr um ein Drittel von derzeit 5,3 auf dann sieben Cent pro Kilowattstunde zu steigen. Wegen der vielen sonnenreichen Tage haben die Solaranlagen-Betreiber in diesem Sommer bisher deutlich mehr Strom ins Netz eingespeist als noch im vergangenen Jahr. Dadurch steigen die ihnen garantierten und ausgezahlten Vergütungen, und somit gerät das so genannte Ausgleichskonto, auf dem Einnahmen und Ausgaben für die Förderung der erneuerbaren Energien verbucht werden, zusehends ins Defizit.

Besonders wichtig ist der Kontostand im September. Denn auf der Basis des Saldos auf dem Ausgleichskonto in diesem Monat legen die vier großen Übertragungsnetzbetreiber fest, wie hoch die Umlage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) im kommenden Jahr sein muss. Die neue Umlage wird Anfang Oktober — erst nach der Bundestagswahl am 22. September — bekanntgegeben. Rechnerisch plausibel erscheine angesichts der jüngsten Auszahlungsdaten vom Juli eine Erhöhung der Umlage um ein Drittel auf genau oder sogar etwas mehr als sieben Cent pro Kilowattstunde, hieß es in Branchenkreisen.

Für einen durchschnittlichen Vier-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 4000 Kilowattstunden würde der Anstieg auf sieben Cent bedeuten, dass seine Stromrechnung von 1110 Euro im laufenden Jahr auf 1192 Euro steigen würde. Bei einem Jahresverbrauch von 3500 Kilowattstunden fallen 2014 voraussichtlich Mehrkosten von 72 Euro an, wie das Preisvergleichsportal verivox.com für unsere Zeitung ermittelt hat. Ein Single-Haushalt mit nur 1500 Kilowattstunden Jahresverbrauch würde statt 463 künftig 494 Euro pro Jahr für Strom bezahlen müssen.

Neben den vielen Sonnentagen ist der Hauptgrund für den drohenden Preisanstieg allerdings nicht der erfolgreiche Ausbau der erneuerbaren Energien. Fatal wirkt sich für die Verbraucherstrompreise vielmehr der Zusammenhang mit der Entwicklung an der Strombörse aus. Das wachsende Angebot an Ökostrom hat die Börsenstrompreise abstürzen lassen. Derzeit liegt der Preis an der Leipziger Strombörse sogar unter drei Cent pro Kilowattstunde und damit deutlich unter den Erwartungen. Die Differenz zwischen diesem Börsenpreis und dem Vergütungssatz, der den Ökostrom-Produzenten auf 20 Jahre staatlich garantiert wurde, macht die EEG-Umlage aus, die die Stromverbraucher bezahlen müssen. Sinkt also der Börsenstrompreis, weil die erneuerbaren Energien so gut laufen, steigt die Umlage umso rascher. Politiker haben bisher kein Konzept gefunden, diesen Zusammenhang zu durchbrechen, obwohl er die Unterstützung für die Energiewende insgesamt unterminiert.

Für die neue Bundesregierung gibt es mehrere Stellschrauben, den weiteren Anstieg der Energiewende-Kosten zu bremsen. So könnte sie die Ökostrom-Rabatte für die mehr als 2000 Unternehmen kürzen oder Betrieben die Rabatte ganz entziehen. Dies war auch Teil der Pläne von Bundesumweltminister Peter Altmaier für eine Strompreisbremse, die im Frühjahr am Widerstand der Bundesländer gescheitert war. Vor allem das Industrieland Nordrhein-Westfalen lehnte eine zu starke Kürzung der Rabatte ab.

Der rasante Ausbau der Photovoltaik konnte im laufenden Jahr offenbar erfolgreich abgebremst werden. Die Zahl der neu angeschlossenen Solaranlagen dürfte mit einer Leistung von voraussichtlich weniger als 4000 Megawatt um mehr als ein Drittel unter dem ursprünglich erwarteten Zubau bleiben.

Die Photovoltaik produzierte im ersten Halbjahr 2013 insgesamt nur wenig mehr Strom als im ersten Halbjahr 2012. Auch die Windausbeute war kaum besser. Vor allem Wasserkraft- und Biomasse-Anlagen trugen im ersten Halbjahr dazu bei, dass der Primärenergieverbrauch der erneuerbaren Energien um weitere vier Prozent im ersten Halbjahr gesteigert wurde.

(mar)
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