Menlo Park Nutzer empört über Facebook-Tricks

Menlo Park · Für eine Studie hat das soziale Netzwerk Gefühle der Mitglieder manipuliert.

Facebook hat das heftig kritisierte Psycho-Experiment verteidigt, bei dem der Nachrichtenstrom einiger hunderttausend Nutzer manipuliert wurde. Für das Online-Netzwerk sei es wichtig, zu verstehen, wie Mitglieder auf verschiedene Inhalte reagierten. Während die Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien für neue Rekordmarken bei Facebook sorgt, teilte das Unternehmen zum Experiment gestern mit: "Wir überlegen sorgfältig, welche Forschung wir betreiben, und haben ein striktes internes Aufsichtsverfahren", hieß es.

Bei dem einwöchigen Experiment im Januar 2012 sollte ermittelt werden, wie sich Emotionen in Netzwerken ausbreiten. Entsprechend wurden für Nutzer die Einträge ihrer Facebook-Freunde vorgefiltert: Den einen wurden mehr positive Nachrichten angezeigt, den anderen mehr negative. Die Studie ergab, dass Menschen, die mehr positive Nachrichten sahen, etwas eher dazu neigten, auch selbst Einträge mit positivem Inhalt zu veröffentlichen - und umgekehrt. Einer der Autoren der Studie erläuterte in einem Facebook-Eintrag, man habe die Vermutung überprüfen wollen, dass Menschen sich ausgeschlossen fühlten, wenn sie positive Nachrichten ihrer Freunde sehen. Zudem habe es zuvor Bedenken gegeben, dass viele negative Einträge von Freunden die Nutzer veranlassen könnten, Facebook zu meiden, schrieb Adam Kramer. Beides sei von dem Experiment widerlegt worden. Insgesamt waren ohne Vorwarnung die Newsfeeds von knapp 690 000 Nutzern der englischsprachigen Facebook-Version manipuliert worden. Über drei Millionen Einträge wurden von Software ausgewertet, die per Wortanalyse die Emotion zuordnete. Im Internet regten sich viele Nutzer über die heimliche Manipulation von Emotionen auf. Ein Experte zweifelte die Aussagekraft der Studie an, weil das Programm die Stimmung nicht immer korrekt zuordnen könne.

Unterdessen hat die Fußball-WM neue Rekorde aufgestellt: Allein in der ersten Hälfte des Turniers verzeichnete das Netzwerk über eine Milliarde Interaktionen. Mehr als 220 Millionen Nutzer kommentierten, posteten und teilten dort Meinungen und Fotos. In der zehnjährigen Geschichte des Netzwerks hat noch nie ein Ereignis mehr Menschen zu Kommentaren veranlasst. Schon in der ersten WM-Woche zählte Facebook 459 Millionen Interaktionen.

(dpa/rtr)
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