Versichertendaten der Barmer Wo es in NRW besonders viele Kranke gibt

Düsseldorf · Der Morbiditäts- und Sozialatlas der Barmer wertet aus, in welchen Städten die Krankenlast besonders hoch oder niedrig ist. Eine Region in NRW schneidet dabei besonders schlecht ab. Und es gibt noch weitere überraschende Erkenntnisse.

Besonders im Ruhrgebiet sind Krankheiten stark verbreitet.

Besonders im Ruhrgebiet sind Krankheiten stark verbreitet.

Foto: dpa/Hauke-Christian Dittrich

Duisburg ist gleich zweimal trauriger Spitzenreiter beim Morbiditäts- und Sozialatlas der Krankenversicherung Barmer: Mit rund 99 Betroffenen auf 1000 Einwohner leben dort im NRW-Vergleich die meisten Menschen mit Diabetes. Und auch beim Alkohol- und Drogenmissbrauch belegt die Stadt Platz eins mit knapp 24 Betroffenen pro 1000 Menschen. Gelsenkirchen kann das insgesamt noch toppen: Die Stadt hat mit 116 Prozent Krankenlast die höchste im ganzen Bundesland. Die gesündesten Menschen dagegen leben im Kreis Paderborn. Hier liegt die Krankenlast nur bei 88 Prozent des Bundesdurchschnitts.

Das alles geht aus Daten der insgesamt neun Millionen Krankenversicherten der Barmer hervor. Sie wurden so gewichtet, dass sie der tatsächlichen Bevölkerungsverteilung in Deutschland entsprechen, und vom versicherungsinternen Institut für Gesundheitssystemforschung in Form eines Atlas ausgewertet. Dieser bildet die Krankenlast der Deutschen ab, zeigt die regionalen Unterschiede und stellt den Einfluss von Geschlecht, Alter, Einkommen, Bildung und Branche dar. Die interaktiven Grafiken können Interessierte auf der Internetseite der Barmer unter www.bifg.de/atlas abrufen.

Ziel des Angebots ist es laut der Krankenkasse, Versorgungslücken und Defizite im Gesundheitswesen aufzuzeigen. „Auf Basis dieser Daten kann zum Beispiel der Bereich Prävention weiter gestärkt werden. Das gilt insbesondere für das betriebliche Gesundheitsmanagement, weil Gesundheit auch abhängig von der Branche sein kann“, sagte Heiner Beckmann, Landesgeschäftsführer der Barmer NRW auf einer Pressekonferenz am Dienstag, bei der die Krankenversicherung die speziellen Ergebnisse für NRW vorstellte. Die Krankenlast im Land ist demnach insgesamt bei 99 Prozent und damit knapp unter dem Bundesdurchschnitt, der mit 100 Prozent angesetzt wird.

Nach dem Kreis Paderborn hat der Kreis Siegen-Wittgenstein mit 89 Prozent die niedrigste Morbiditätsrate, gefolgt vom Hochsauerlandkreis und dem Oberbergischen Kreis mit 90 Prozent. Am schlechtesten schneiden mit Gelsenkirchen noch vier weitere Ruhrgebietsstädte ab: Herne, Bottrop, Essen und Duisburg landen auf Platz zwei bis fünf mit Krankheitslasten von 110 bis 115 Prozent. Düsseldorf und Leverkusen landen mit 94 Prozent im unteren Mittelfeld.

Bei psychischen Erkrankungen ergibt sich ein ähnliches Bild: Zwar stehen dort Aachen und die Landkreise Heinsberg und Düren ganz oben. Doch mit Bochum folgt auf Platz vier und rund 208 Betroffenen pro 1000 Einwohnern gleich eine Stadt im Ruhrgebiet. Auch Duisburg schneidet hier auf Platz sechs besonders schlecht ab mit ebenfalls rund 208 Betroffenen, Gelsenkirchen und Herne folgen mit 206.

Positive Nachrichten dagegen gibt es für Köln und Bonn: Die Städte sind besonders wenig von Herzerkrankungen betroffen. Während in der Domstadt 205 von 1000 Menschen herzkrank sind und in der Bundesstadt 215 von 1000 Einwohnern, sind es deutschlandweit im Schnitt 258 Menschen. Höhere Anteile entfallen dagegen wieder auf Ruhrgebietsstädte wie Mülheim an der Ruhr mit 284 und Duisburg mit 279 Betroffenen pro 1000 Personen.

Und es gibt nicht nur auf die Städte bezogen bemerkenswerte Ergebnisse aus NRW: Bei einem Vergleich der Branchen stellte sich heraus, dass Beschäftigte im Gesundheits- und Sozialwesen den größten Anteil an unter an Kopfschmerzen und Migräne Leidenden aufweisen. Es sind rund 69 pro 1000 Einwohner.

Der Morbiditäts- und Sozialatlas hat aber auch Schwächen. So kann er zwar aufzeigen, wo wie viele Menschen von welcher Krankheit betroffen sind. Doch woran das liegt, offenbart er nicht: „Wir können den Städten und Kreisen nur unsere Ergebnisse an die Hand geben, damit sie selbst Erklärungen finden können“, sagte Barmer-Landesgeschäftsführer Beckmann hierzu. Die Versicherung hoffe, dass mit den Daten eine bessere gesundheitliche Versorgung geschaffen wird. Vor allem bei Psychotherapieplätzen, wo die Wartezeit auf ein Erstgespräch mehrere Wochen beträgt, wäre das sicher auch bitter nötig.

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