Teure Energiepreise Wachstumsdelle bei der NRW-Wirtschaft

Düsseldorf · Das Wirtschaftsforschungsinstitut RWI sieht für 2022 nur noch ein Plus von zwei Prozent beim Wirtschaftswachstum in NRW. Der wohl scheidende Minister Pinkwart blickt trotzdem positiv zurück.

 Als NRW-Wirtschaftsminister setzte Andreas Pinkwart stark auf die Förderung von Start-ups

Als NRW-Wirtschaftsminister setzte Andreas Pinkwart stark auf die Förderung von Start-ups

Foto: picture alliance/dpa/Jonas Güttler

Wegen des Ukraine-Krieges, der steigenden Energiekosten sowie wegen immer größeren Problemen in den Lieferketten senkt das Essener Wirtschaftsforschungsinstitut RWI seine Prognose für NRW deutlich. Dieses Jahr werde die Wirtschaft in NRW um zwei Prozent zulegen, sagte Torsten Schmidt, Konjunkturexperte beim RWI bei einem Pressegespräch mit NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP). Im Februar hatten die Essener Ökonomen noch mit einem Plus bei der Wirtschaftsleistung von 3,6 Prozent gerechnet. Damals war davon ausgegangen worden, dass NRW dieses Jahr wieder 2,2 Prozent über dem Vorkrisenniveau von 2019 liegen werde. Nun wird das bevölkerungsreichste Bundesland die Corona-Krise wohl deutlich langsamer überwinden. „Der Krieg gegen die Ukraine, seine Folgen für die Weltwirtschaft und insbesondere für die Energiemärkte treffen die Unternehmen in Nordrhein-Westfalen hart“, sagte Ralf Stoffels, Präsident der IHK NRW. Die Auftragslage vieler Firmen im Land sei zwar gut, aber ausbleibende Teile, steigende Preise und der Mangel an Fachkräften würden den Unternehmen Hindernisse in den Weg legen. Er ergänzte: „Das zentrale Konjunkturrisiko sind die gestiegenen Energie- und Rohstoffkosten, insbesondere für die Industrie. Viele Unternehmen erwarten daher eine Verschärfung der Krise mit Folgen für die Konjunktur in Nordrhein-Westfalen.“

Ökonomieprofessor Schmidt sagte, die wirtschaftliche Erholung im Sommer „dürfte deutlich schwächer ausfallen als noch zu Beginn des Jahres erwartet. Insbesondere der Preisauftrieb hat durch den Krieg in der Ukraine einen neuen Schub bekommen und dürfte den privaten Konsum belasten. Auch die Lieferengpässe halten sich – nicht zuletzt durch den scharfen Lockdown in China – hartnäckiger als zunächst erwartet.“

Minister Pinkwart versuchte dagegen, eher die positiven Seiten der aktuellen Lage hervorzuheben, zumal er diese Position wohl bald verlassen wird, weil die FDP der neuen Landesregierung wohl nicht angehören wird. Er wies daraufhin, dass NRW trotz Gegenwind dieses Jahr ein ebenso hohes Wachstum haben werde wie der Bund – das ist beachtlich, weil an Rhein und Ruhr besonders energieintensive Industrien beheimatet sind. Nächstes Jahr sei laut RWI ein Plus von 2,5 Prozent zu erwarten. Der Zuwachs an Jobs gehe weiter: Mit 140.000 neuen Arbeitsplätzen rechnet das RWI dieses Jahr; seit 2017 sind laut Pinkwart mehr als eine halbe Million sozialversicherungspflichtige Jobs entstanden.

Pinkwart wies auch daraufhin, NRW habe zwischen 2011 und 2016 (also unter der früheren rot-grünen Landesregierung) im Vergleich auf Platz 15 der 16 Bundesländer gelegen, nun liege man „auf einem guten Mittelplatz“: Er ergänzte: „Die wachsende Attraktivität des Investitionsstandorts zeigt sich auch in einem neuen Höchststand bei ausländischen Investitionen und Neuansiedlungen.“ Sowohl an die Bundesregierung, an der die FDP ja beteiligt ist, als auch an die nächste schwarz-grüne Landesregierung richtete Pinkwart Forderungen: Der Bund müsse Planungs- und Genehmigungsverfahren straffen, damit Investitionen in den ökologischen Umbau schneller vorankommen. Pinkwart: „Um Investoren zu begeistern und mehr Tempo bei der Transformation hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft zu machen, müssen wir die Planungs- und Genehmigungsverfahren weiter vereinfachen.“

Außerdem plädierte er dafür, dass NRW sich weiter sehr bemüht, den Aufbau von Start-ups zu fördern. Bis 2025 solle das Bundesland eine der zehn führenden Regionen Europas für Gründerfirmen werden: „Mit 770.000 Studenten und den vielen Hochschulen haben wir genau das Ökosystem, das wir brauchen.“ Das durch viele Migranten geprägte Bundesland sei „bestens geeignet, internationale Teams für Innovationen zusammenzubringen.“

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