Düsseldorf NRW-Wirtschaft überraschend optimistisch

Düsseldorf · Die WestLB verschwindet ganz, NRW-Konzerne wie RWE, Eon und Metro streichen Tausende Stellen. Der Aluminiumhersteller Voerdal ist insolvent und ThyssenKrupp prüft Kurzarbeit. Erreicht die Euro-Krise jetzt auch NRW? Die schlechten Nachrichten der vergangenen Wochen täuschen: Noch sind die wichtigsten Wirtschaftsverbände optimistisch. Das ergab gestern eine Blitzumfrage unserer Zeitung.

Besonders gut geht es im Moment der Baubranche: "In den ersten vier Monaten des Jahres hatten wir einen Auftragszuwachs von 9,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahres-Tertial", erklärt Jürgen Michel, Chefvolkswirt des Bauindustrieverbands NRW. "Für das zweite Halbjahr erwarten wir eine leicht positive Auftragsentwicklung, die sich im unteren einstelligen Bereich bewegt." Der Grund dafür liege darin, dass sich die Nachfrage bei Vermögenswerten tendenziell zugunsten des Baubereichs verschiebt: Viele Bürger investieren derzeit in Immobilien statt in Aktien.

Davon will auch der Einzelhandel profitieren: "Viele Verbraucher erwarten eine Einkommenssteigerung. Das kann sich positiv auf den Einzelhandel auswirken, denn viele investieren dann in Wertgegenstände", sagt die Sprecherin des Handelsverbands NRW, Anne Schauer. Dennoch gab es in den vergangenen Monaten einen leichten Dämpfer im Umsatz. Die Geschäftsführung des Verbands gehe daher davon aus, dass der Handel am Jahresende eine schwarze Null schreibe.

Auch Hans-Jürgen Alt, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau, geht von plus-minus Null Ende des Jahres aus. "2013 wird die Konjunktur dann wieder anziehen, weil auch die Gesamtwirtschaft besser wird."

Darauf hofft auch die Chemiebranche. Bis Jahresende rechnet Uwe Wäckers, Pressesprecher der Chemieverbände NRW, damit, dass die Umsätze auf einem stagnierenden Level bleiben.

Offenbar blicken die meisten Verbände optimistisch auf die kommenden Monate. Stellen seien derzeit nicht gefährdet, so die einhellige Aussage. In der Bau- und Maschinenbaubranche gibt es weiterhin Fachkräftemangel. "Wenn es doch irgendwo zu Stellenkürzungen kommt, dann ist es unternehmensspezifisch", erklärt Hubertus Engemann von der Landesvereinigung der Unternehmensverbände.

Und doch ist den Unternehmen klar, dass die Konjunktur nicht ewig weiter anziehen wird: "Die Nachfrage geht weltwirtschaftlich gesehen zurück", sagt Rainer Növer, Geschäftsführer im Bereich Standortpolitik der IHK Krefeld. "Vor allem im industriellen Bereich, in der Metallerzeugung und der Stahlverarbeitung." Die Wirtschaft steuere auf eine Rezession zu, doch noch sei diese nicht gekommen.

(RP)
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