Preisträger „Wirtschaft im Wandel“ Kölner Start-up will mit Vermittlungsplattform die Energiewende vorantreiben

Köln · Handwerker fehlen überall. Zwei Kölner wollen dieses Problem mit ihrer Vermittlungsplattform für Photovoltaik-Installateure bekämpfen. Sie soll die Suche nach Fachkräften einfacher und schneller machen.

Florian Meyer-Delpho (l.) und Till Pirnay haben die Firma Installion gegründet.

Florian Meyer-Delpho (l.) und Till Pirnay haben die Firma Installion gegründet.

Foto: Installion

Wenn Gründer Florian Meyer-Delpho aus Köln seiner Großmutter erklären müsste, was für ein Unternehmen er gegründet hat, würde er sagen: „Unser Start-up Installion sorgt dafür, dass mehr Solaranlagen auf die Dächer kommen.“ Solche Anlagen müssten von Handwerkern installiert werden, und die seien rar in Deutschland. Da setze seine digitale Vermittlungsplattform an. Sie sorge dafür, dass Solar-Projekte schneller von Business-Kunden an Installateure vermittelt werden könnten. Und wenn er es für junge Menschen erklären möchte, sagt Meyer-Delpho einfach: „Es ist das Tinder für Photovoltaik-Montagen.“ Tinder ist eine Dating-Plattform. 

Über Installion können Business-Kunden nicht nur Handwerker finden, sondern auch die Installation planen, steuern und organisieren. Und: Zwei Drittel der rund 150 Start-up-Angestellten können die Photovoltaik-Anlagen selbst montieren und ans Stromnetz anschließen, sind also auch an Kunden vermittelbar. „Wir gelten damit als der einzige digitale Installateur für Photovoltaik-Anlagen“, sagt Meyer-Delpho. Mehr als 650 Kunden konnten er und sein Mitgründer Till Pirnay bereits gewinnen, im Netzwerk finden sich rund 25.000 Installationsbetriebe, die ihre Dienste anbieten.

Das Konzept hat auch die Jury des Wettbewerbs „Wirtschaft im Wandel“ überzeugt, den die Rheinische Post gemeinsam mit der Initiative „Deutschland - Land der Ideen“ und dem General-Anzeiger Bonn ausrichtet: Installion ist einer von drei Preisträgern in der Kategorie Start-ups. „Über diese Auszeichnung freuen wir uns besonders, weil wir genau dafür stehen – für einen Wandel innerhalb der Wirtschaft“, sagt Meyer-Delpho.

Mit ihrem Start-up wollen Pirnay und er die Energiewende vorantreiben. Sie haben ausgerechnet, dass im Jahr 2025 wohl 140.000 Photovoltaik-Anlagen realisiert werden könnten, dazu kommen 160.000 Batteriespeicher und 140.000 Elektro-Ladepunkte. „Daraus ergibt sich ein Wachstum von 275 Prozent im Vergleich zu 2018“, sagt Meyer-Delpho. Gleichzeitig sei es immer schwieriger geworden, Handwerker zu bekommen, die das umsetzten. Das soll mit der Vermittlungsplattform von Installion leichter werden, den Prozess effizienter machen. „Handwerksbetriebe sind selten vollständig ausgebucht – es gibt immer mal Puffer von einer Woche“, sagt Meyer-Delpho. „Und für diese Zeiträume können Business-Kunden die Installateure einfach und unkompliziert über unsere Internetseite gewinnen.“

Der Umsatz von Installion wächst stetig: 2020 kam das junge Unternehmen auf 800.000 Euro, im vergangenen Jahr waren es schon rund vier Millionen, was einem Wachstum von 400 Prozent entspricht. Für das laufende Jahr prognostiziert Meyer-Delpho zehn Millionen Euro Umsatz. „Gleichzeitig machen wir zwar noch große Verluste, aber das ist dem Wachstum geschuldet“, sagt er. Sie lägen im einstelligen Millionenbereich. Als erfahrener Gründer von mehreren digitalen Cleantech-Firmen wisse er aber, dass das in den ersten Jahren eines Venture-Capital-finanzierten Unternehmens üblich sei. Venture-Capital-finanziert bedeutet, dass Investoren mit Eigenkapital langfristig an dem Start-up beteiligt sind.

Und so ernst das Thema Energiewende auch ist – das Menschliche soll im Unternehmen nicht zu kurz kommen. Regelmäßig ziehen die Mitarbeiter gemeinsam vom Hauptstandort, einem Büro am Kölner Barbarossa-Platz, ins Kneipenviertel – um ihren unternehmerischen Erfolg zu feiern.

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