Preisträger „Wirtschaft im Wandel“ Klimaneutraler Kunststoff aus dem Rheinland

Leverkusen · Der Chemiekonzern Covestro will bis 2035 klimaneutral produzieren - auch in den drei Werken am Niederrhein. Der Strom soll nur noch grün sein, und künftig soll es auch ohne Erdöl gehen. Eine Herausforderung für die ganze Chemiebranche.

Das Covestro-Werk in Dormagen.

Das Covestro-Werk in Dormagen.

Foto: Covestro

Chemiekonzerne zählen eigentlich nicht zur ersten Garde beim Klimaschutz. Basis viele Produkte ist noch immer Erdöl, also ein fossiler Energieträger. Zudem produziert die Chemie energieintensiv, was derzeit oft klimaschädlich bedeutet. Das weiß auch Covestro: „Würde sich die chemische Industrie nicht transformieren, würde sie mit zu einer globalen Erwärmung um ungefähr vier Grad bis 2050 beitragen“, warnt der Leverkusener Konzern. Deshalb hat Covestro den Schalter umgelegt und sich ein ambitioniertes Ziel gesetzt: Bis 2035 will der Konzern klimaneutral sein - bei den Emissionen aus der eigenen Produktion wie bei Emissionen aus fremden Energiequellen.

Das ist auch das Ziel für die drei klassischen Chemiewerke in Leverkusen, Dormagen und Krefeld-Uerdingen: „Auch bei den Niederrhein-Werken peilen wir die operative Klimaneutralität bis 2035 an“, bekräftigt der Konzern. Auch in den drei Werken, in denen 6800 Mitarbeiter tätig sind, will der Konzern klimaneutral produzieren. „Die chemische Industrie steht vor der größten Transformation seit Beginn der Industrialisierung“, sagt Covestro-Vorstand Klaus Schäfer. „Wir sind überzeugt, dass die klassischen, linearen Konsum- und Produktionsmuster eine Sackgasse sind.“

Damit hat sich der junge Konzern, der vor allem Vorprodukte für Autopolster und Matratzen sowie harte Kunststoffe (etwa für CD-Hüllen) herstellt, rasch gewandelt. Über Jahrzehnte waren die Werke zentraler Teil des Bayer-Imperiums. 2015 konzentrierte sich der Konzern dann auf die Sparten Pharma und Agrochemie und spaltete das Kunststoff-Geschäft in Covestro ab. Rasch stieg das junge Unternehmen in den Dax auf und kommt heute auf einen Jahresumsatz von 16 Milliarden Euro.

Um klimaneutral zu werden, will Covestro künftig nur noch grünen Strom einsetzen: „Wir brauchen unbedingt preiswerten grünen Strom in sehr großen Mengen“, sagt Covestro-Chef Markus Steilemann.  So lange die Stromnetze noch nicht zu 100 Prozent Ökostrom schaffen, nutzt der Konzern zum Ausgleich auch noch Zertifikate, wenn sie strengen Nachhaltigkeitskriterien genügen. Vor allem aber entwickelt er neue Kunststoffe - etwa für Elektroautos, Windkraftanlagen oder Isolierungen für Gebäude, die den Kunden beim Umstieg auf die klimaneutrale Wirtschaft helfen. Auf der Kunstoffmesse K, die am Mittwoch in Düsseldorf beginnt, stellt Covestro Innovationen vor.

Das Ganze revolutioniert auch die Produktion am Niederrhein: „Für den Übergang in eine klimaneutrale Welt müssen wir unsere rheinischen Werke transformieren. Dazu stellen wir die Energie- und Rohstoffversorgung unserer Produktion auf eine komplett neue Basis“, sagt Vorstand Klaus Schäfer. „Wir haben bereits Lieferverträge für Grünstrom abgeschlossen und werden diese weiter ausbauen. Zugleich stellen wir unsere Produktion von ölbasierten auf alternative Rohstoffe um.“ Das können biobasierte oder recycelte Rohstoffe sein, die durch innovative Recyclingmethoden gewonnen werden, die auch in NRW entwickelt wurden. Schäfer ist überzeugt: „So werden wir auch zukünftig hier vor Ort High-Tech-Kunststoffe herstellen können.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort