Inflation NRW-Verbraucherpreise steigen um 7,6 Prozent

Düsseldorf · Teurer geworden sind im März vor allem Heizen, Tanken und ein Teil der Lebensmittel. Nordrhein-Westfalen liegt bei der Preissteigerungsrate 0,3 Prozentpunkte über dem Bundesdurchschnitt.

Benzin, Sprit, Gas, Lebensmittel -  Was in NRW teurer wird
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Hohe Inflationsrate - Was in NRW teurer wird

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Das Stöhnen über hohe Inflationsraten in Deutschland wird immer lauter. Die Rate von 7,6 Prozent im zu Ende gehenden Monat, die IT NRW (das Statistische Landesamt) im Vergleich zum März 2021 am Mittwoch für Nordrhein-Westfalen bekannt gab, ist nach Angaben der Statistiker die höchste seit fast fünf Jahrzehnten gewesen. Ende 1973 seien die Preise zuletzt in diesem Ausmaß gestiegen, teilte die Statistikbehörde mit.

Das bevölkerungsreichste Bundesland liegt mit seinen Zahlen um 0,3 Prozentpunkte über dem Bundesdurchschnitt, den das Statistische Bundesamt gleichfalls am Mittwoch veröffentlicht hat. Gegenüber dem Februar hat sich das Tempo der Preissteigerung im Jahresvergleich in NRW noch einmal deutlich beschleunigt. Und wie erwartet sind vor allem drei Dinge für Verbraucher deutlich teurer geworden: Heizen, Tanken und Lebensmittel.

Das Ganze ist keine überraschende Erkenntnis, wo wir doch seit Wochen immer dann die Preissteigerungen spüren, wenn eine Heizöllieferung kommt, wir mit dem Auto zur Tankstelle fahren oder im Supermarkt einkaufen. Wer Letzteres tut, sieht mitunter leere Regale, weil manche beispielsweise Sonnenblumenöl per Hamsterkauf abgegriffen haben, das bei den Importen nach NRW zu einem Drittel aus der Ukraine kommt.

Mieter schauen schon jetzt mit Grauen auf die Nebenkostenabrechnung, die sie im kommenden Jahr erhalten werden. In der werden die gestiegenen Heizkosten erst so richtig durchschlagen. Da treibt allerdings nicht nur die Diskussion um Öl und Gas aus Russland die Preise, sondern auch die CO2-Abgabe in Deutschland. Seit Jahresbeginn werden nämlich 30 Euro je Tonne Kohlendioxid fällig, das beim Verbrennen von Diesel, Benzin, Heizöl und Erdgas entsteht. Die Energiewende ist teuer.

Am anderen Ende der Preisskala gibt es tatsächlich ein paar kleine Erleichterungen, weil Post und Telekommunikation ein bisschen preiswerter geworden sind, vor allem aber stationäre und ambulante Pflege weniger Geld kosten – die stationäre etwa 7,6 Prozent weniger und die ambulante knapp sieben Prozent. Hintergrund dieser Veränderungen in Nordrhein-Westfalen ist nach Angaben von IT NRW eine Pflegereform, die bei Pflegedienstleistungen seit Anfang dieses Jahres einen sogenannten Leistungszuschlag auf die Pflege- und die Ausbildungskosten vorsehen.

Insgesamt bleibt die Perspektive bei den Verbraucherpreisen in den kommenden Monaten aber eher trüb, nachdem es im Februar mit dem Rückgang unter die Fünf-Prozent-Marke bundesweit einen leichten Hoffnungsschimmer gegeben hatte. Doch der Ukraine-Krieg hat den zunichtegemacht. Verbraucher spüren das immer mehr, weil die Kaufkraft des Geldes damit immer stärker sinkt. Die Bruttolöhne sind im vergangenen Jahr um 3,1 Prozent gestiegen, aber schon da ist vom Mehreinkommen wegen der Preissteigerungen real nichts übrig geblieben. Ganz zu schweigen vom Ersparten, dessen Wert für Geldanleger wegen der niedrigen Zinsen in der Eurozone schon seit Jahren weggefressen wird – es sei denn, Sie sind risikofreundlich und investieren an der Börse und/oder in Gold. Oder Sie haben Immobilien in einer guten Lage.

Mit der Frage nach den Niedrigzinsen wären wir bei der Europäischen Zentralbank (EZB) und ihrer Geldpolitik. Die EZB steht seit geraumer Zeit unter öffentlichem Druck, die Zinsen anzuheben, um die Inflation einzudämmen – erst recht seit der jüngsten Leitzinsanhebung in den Vereinigten Staaten. Dort hatte die Inflationsrate allerdings auch schon im Dezember des vergangenen Jahres die Acht-Prozent-Marke überschritten. Die amerikanische Notenbank Fed hat ja auch bereits für dieses Jahr mehrere Zinsschritte in Aussicht gestellt. Und die EZB? Sie hat vor drei Wochen beschlossen, den Kauf zusätzlicher Anleihen von Staaten und Unternehmen bereits bis Mitte dieses Jahres zurückzufahren. Womöglich könnten die Leitzinsen noch in diesem Jahr angehoben werden, hat Bundesbank-Präsident Joachim Nagel jüngst gesagt.

NRW-Verbraucherpreise steigen um 7,6 Prozent
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Beschleunigt werden könnte die Entwicklung hierzulande, wenn infolge der hohen Verbraucherpreise die Löhne und Einkommen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer deutlich steigen würden. Denn dann könnten sich die Unternehmen wegen höherer Arbeitskosten gezwungen sehen, die Preise noch einmal zu erhöhen. Das nennt man dann Lohn-Preis-Spirale, mit dem Ergebnis, dass die Verbraucherpreise lange Zeit auf einem hohen Niveau liegen könnten. Dafür sieht die EZB aber nach eigenem Bekunden bislang noch keine Anzeichen in der Eurozone.

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