Berlin/Düsseldorf NRW stützt Air Berlin gegen Lufthansa

Berlin/Düsseldorf · Air Berlin will Jets auch dauerhaft mit Hilfe des Hauptinhabers Ethihad besser auslasten. Heute wird darum ein Disput mit dem Bund ausgetragen - Die Länder NRW und Berlin sowie verschiedene Experten unterstützen Air Berlin.

Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft, Air Berlin, besteht darauf, auf Dauer viele Flüge mit ihrem Haupteigentümer Ethihad aus den Golfstaaten zu teilen. Dies erklärt Air-Berlin-Aufsichtsratschef Hans-Joachim Körber, früher Chef der Metro, gegenüber unserer Zeitung. Anlass sind heute beginnende Gespräche von Air Berlin und Ethihad mit Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt. Denn der CSU-Mann wollte auf 34 solcher Strecken beenden, dass Air Berlin zwar die Maschine stellt, aber auch Ethihad Tickets verkauft. Nun kündigte Dobrindt eine Weitergenehmigung für den Winterflugplan an - aber Air Berlin würde die Gemeinschaftsflüge am liebsten sogar ausbauen. Zumindest soll es bei den 34 Verbindungen ab Berlin, Stuttgart und Nürnberg bleiben.

Dabei stützen eine Reihe an Politikern und Experten aus NRW die Haltung von Air Berlin. "Ich setze mich auch weiterhin für eine langfristig solide Lösung für Air Berlin ein,", sagt NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) unserer Zeitung. Ministerpräsidentin Hannelore Kraft hat vor 14 Tagen einen Brandbrief an Kanzlerin Merkel geschrieben. Kraft warnt darin vor erheblichem Arbeitsplatzabbau, falls Air Berlin als für den Flughafen Düsseldorf wichtigste Fluggesellschaft geschwächt würde. Ähnlich sieht das der Düsseldorfer CDU-Bundestagsabgsabgeordnete Thomas Jarzombek: "Ohne die Erlaubnis zum Code-Sharing könnte Air Berlin laut eigener Berechnung 60 Millionen Euro an Umsatz verlieren, das hätte dramatische Folgen."

Bei dem Streit geht es um juristische Bewertungen, aber auch um den Kampf von Flughäfen und Fluggesellschaften gegeneinander. So streiten sich die Experten, ob Air Berlin und Ethihad eine Regel für Code-Share-Flüge zu weit ausgelegt haben - allerdings muss man wissen, dass Lufthansa mit den Partnern der "Star-Alliance" hunderte Flüge als Code-Sharing vermarktet. Und das Luftfahrtbundesamt hatte die 34 Code-Share-Flüge drei Jahre lang erlaubt.

In Wahrheit geht es also um ökonomische Interessen: So stehen nicht nur NRW sondern auch das Land Berlin sowie Berlins Flughafenchef Hartmut Mehdorn uneingeschränkt hinter Air Berlin, weil so der künftige Großflughafen der Hauptstadt besser ausgelastet wird. "Air Berlin will ja den neuen Großflughafen als Drehkreuz weiter ausbauen", erklärt der Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt, "da werden die Zubringerpassagiere von und für Ethihad extrem wichtig."

Dass Lufthansa und die Länder Hessen und Bayern eine genau entgegengesetzte Haltung haben, ist logisch: Je mehr Passagiere bei Flügen in Richtung Asien oder Südeuropa über Air Berlin, Ethihad sowie deren weiteren Europa-Partner Alitalia fliegen, umso weniger Flüge gehen über das hessische Frankfurt und das bayerische München als Hauptflughäfen von Lufthansa.

Entsprechend massiv machen Hessen sowie die CSU aus Bayern gegen Air Berlin Lobbyarbeit - kein Wunder, dass ein CSU-Minister die Genehmigungen beenden will.

(RP)
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