NRW setzt auf Schnittstelle Wettbewerb um die beste Kontakterfassung

Meinung | Düsseldorf · Viele Bundesländer haben zuletzt Verträge in Millionenhöhe mit dem Anbieter der Luca-App abgeschlossen. NRW gehörte nicht dazu. Hier setzt man lieber auf einen Wettbewerb der Konzepte. Gut so!

 Die Zettelwirtschaft soll beendet werden.

Die Zettelwirtschaft soll beendet werden.

Foto: dpa/Fabian Strauch

Viele Biergärten sind wieder gut gefüllt, selbst die Innengastronomie darf in NRW wieder besucht werden – nach Monaten hoher Infektionszahlen und umfangreicher Einschränkungen atmen viele Menschen im Land befreit auf. Doch nicht jeder hat bereits die Chance bekommen, sich impfen zu lassen; für Kinder wird das derzeit nicht einmal empfohlen. Die Verbreitung des Virus ist gebremst. Vorbei ist die Pandemie noch nicht.

Umso wichtiger ist es, die aktuelle Phase zu nutzen, die Gesundheitsämter aufzurüsten. Insofern ist es gut, dass die Landesregierung bei der Inbetriebnahme der Schnittstelle Iris Tempo macht. Anbieter von Software zur Kontaktdatenerfassung können sich so mit den Gesundheitsämtern vernetzen – und diese können wiederum die benötigten Daten unabhängig von der vor Ort von Gastronomen, Hoteliers oder anderen Unternehmern eingesetzten Software abrufen.

Die nordrhein-westfälische Landesregierung ist nicht der Versuchung erlegen, sich einseitig für die Luca-App zu entscheiden. Ein Großteil der Bundesländer hat Verträge mit den Betreibern abgeschlossen und dafür in Summe rund 20 Millionen Euro gezahlt. Längst laufen mehrere Klagen, weil Luca-Konkurrenten Verstöße gegen das Vergaberecht wittern. NRW setzt auf Einheitlichkeit durch die Schnittstelle, aber Wettbewerb beim Ringen um die beste Lösung vor Ort. Gut so!

Gleichzeitig zeigt der Fall Iris erneut, wie dringend der Staat seine Strukturen reformieren muss. Anstatt das Gateway Iris Connect und die Software Sormas, mit der die Gesundheitsämter untereinander vernetzt werden, gemeinsam einzuführen, startet Nordrhein-Westfalen erst einmal nur mit Iris. Für Sormas ist letztlich der Bund zuständig. Und auf den wollte man offenbar nicht mehr warten.

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