Düsseldorf NRW-Konzerne spielen Wohn-Monopoly

Düsseldorf · Auf dem Immobilienmarkt überschlagen sich die Ereignisse. Gerade wollte die Deutsche Wohnen noch die Düsseldorfer LEG übernehmen, da legt der Bochumer Dax-Riese Vonovia ein feindliches Angebot für Deutsche Wohnen vor.

So wird man vom Jäger zum Gejagten: Vor nicht einmal einem Monat wollte der Berliner Immobilienkonzern Deutsche Wohnen sich noch die Düsseldorfer LEG einverleiben und so zur Nummer eins in Deutschland aufsteigen. Aber gestern eröffnete der Noch-Platzhirsch aus Bochum sein Störfeuer. Die einstige Annington, seit wenigen Wochen unter dem neuen Namen Vonovia als erster Immobilienkonzern überhaupt im Dax gelistet, will ihre Führungsposition behalten und bereitet nun ihrerseits die feindliche Übernahme der Deutschen Wohnen vor.

Wenn der Vonovia-Plan klappt, steigt der Wohnungsbestand der Bochumer von derzeit 370.000 auf dann mehr als eine halbe Million. Je nach Berechnung wäre NRW dann sogar Sitz des größten Immobilienkonzerns in Europa.

Deutsche-Wohnen-Chef Michael Zahn und LEG-Chef Thomas Hegel hat die Vonovia-Attacke gestern kalt erwischt. Hegel war im außereuropäischen Ausland, und Zahn brauchte acht Stunden, um sich zu sammeln. "Unattraktiv und inadäquat" sei die Vonovia-Offerte, sagte er dann. Die auch vom Düsseldorfer LEG-Management unterstützte Übernahme des einst landeseigenen Unternehmens in NRW sei für die Investoren die bessere Option.

Das sehen die Aktionäre selbst offenbar anders. Weder die Deutsche-Wohnen- noch die LEG-Aktie haben von Zahns und Hegels ursprünglichen Fusionsplänen profitiert. Umgekehrt stieg der Deutsche-Wohnen-Kurs gestern an, als Vonovia ihren Übernahmeplan vorstellte. In Banken- und Analystenkreisen heißt es ohnehin, es falle Hegel und Zahn schwer, die Aktionäre zu überzeugen. Auf der Hauptversammlung am 28. Oktober müssen mindestens 75 Prozent der Deutsche-Wohnen-Aktionäre für die Übernahme der LEG stimmen.

Das Vonovia-Angebot zur Übernahme der Deutschen Wohnen gilt nur für den inzwischen wahrscheinlichen Fall, dass die Aktionäre den Plan von Zahn und Hegel ablehnen. Vonovia bietet für je elf Deutsche-Wohnen-Aktien 83,14 Euro in bar und sieben Vonovia-Aktien. Das entspricht rechnerisch nur einem leichten Aufschlag auf die Deutsche-Wohnen-Aktie.

Die LEG will Vonovia-Chef Rolf Buch nicht übernehmen. "Zu teuer", tat der Konzernchef diese Option gestern im Gespräch mit unserer Redaktion ab. Auch nach einer Übernahme der Deutschen Wohnen soll der Sitz des Dax-Konzerns in NRW bleiben. "Vonovia bleibt auch nach der Übernahme der Deutschen Wohnen in NRW und idealer Weise auch in Bochum. Diese Stadt hat uns immer gut behandelt und verdient es, Sitz eines Dax-Konzerns zu sein", so Buch.

Für die Mieter soll sich nichts ändern. Mit über 30 Euro pro Quadratmeter und Jahr investiert Vonovia nach eigenen Angaben mehr als fast alle Wettbewerber in die Wohnqualität des Bestandes. Das war nicht immer so. Unter ihren angelsächsischen Vorbesitzern galt gerade Annington unter Mietern als fragwürdige Adresse. "Das hat sich geändert", attestiert Silke Gottschalk vom Deutschen Mieterbund NRW dem Unternehmen, "aber dafür sind sie auch teurer geworden."

Am meisten freuen sich wohl die gut 1000 LEG-Mitarbeiter über den Angriff aus Bochum, weil er die Gefahr für eine Zwangsheirat der LEG mit der Deutschen Wohnen nochmals senkt. Denn die hätte einen Personalabbau bei der LEG zur Folge - nach Informationen unserer Zeitung allein in der Düsseldorfer Zentrale von 80 bis 100 Stellen.

(RP)
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