Finanzminister NRW befürwortet die Börsenfusion

Düsseldorf · Aus Sicht von Finanzminister Norbert Walter-Borjans wäre das Zusammengehen mit der Börse Hamburg/Hannover eine dauerhafte Sicherung des Börsenplatzes Düsseldorf. Die Verhandlungen zwischen den Partnern laufen noch.

Die Landesregierung stimmt den Plänen für eine Fusion der Börsen Düsseldorf und Hamburg/Hannover zu. "Die Börsenaufsichtsbehörde begleitet das Vorhaben positiv und sieht darin die Möglichkeit einer dauerhaften Sicherung und Stärkung des Börsenplatzes Düsseldorf", erklärt NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) in einer noch unveröffentlichten Antwort auf eine Anfrage des CDU-Finanzexperten im Landtag, Christian Möbius.

Vor wenigen Wochen hatte unsere Redaktion über die Pläne der Börse Düsseldorf und der BÖAG (Betreiber der Börsen Hamburg und Hannover) berichtet. Danach hatten die potenziellen Partner Gespräche über ein Zusammengehen eingeräumt. Auf der Trägerebene würden entsprechende Möglichkeiten untersucht, hatte Düsseldorfs Börsen-Chef Dirk Elberskirch gesagt. Auch BÖAG-Vorstand Hendrik Janssen hatte Gespräche zwischen den Börsenbetreibern bestätigt.

Auf die Haltung der Landesregierung zu den Plänen war mit Spannung gewartet worden, weil das Land NRW über die Erste Abwicklungsanstalt (EAA) zu den größten Anteilseignern der Düsseldorfer Börse gehört. "Wir gehen nicht davon aus, dass es bei den anderen Anteilseignern jetzt noch Widerstand gibt", hieß es gestern im Finanzministerium.

Wie aus der Antwort des Ministers weiterhin hervorgeht, ist die Börse Düsseldorf im Vergleich zu ihren Wettbewerbern seit 2010 geradezu abgestürzt. Erkennbar ist dies an den Orderbuchumsätzen: Während diese in Düsseldorf nach Angaben des Finanzministeriums von knapp zehn Milliarden Euro im Jahr 2010 auf 2,26 Milliarden Euro im vergangenen Jahr eingebrochen sind, stiegen sie im gleichen Zeitraum etwa an der Börse Stuttgart von 91,5 auf 94,2 Milliarden Euro. Auch in Frankfurt, Hamburg und Hannover sanken die Umsätze demnach stark. Aber so gering wie in Düsseldorf waren sie nirgendwo. Durchgesetzt haben sich demgegenüber vor allem die elektronischen Handelsplätze Tradegate (von 15,24 Milliarden auf 75,31 Milliarden) und Xetra (von 1,22 Billionen auf 1,51 Billionen Euro).

"Die starken Umsatzrückgänge bei den kleineren Börsen beruhen nicht zuletzt auf dem fortdauernden niedrigen Zinsniveau", fügt Walter-Borjans eine weitere Erklärung bei, "vor allem die Privatanleger, auf die die Börse Düsseldorf ausgerichtet ist, haben noch nicht wieder in ausreichendem Maß Vertrauen zurückgewonnen."

Die konkrete Frage nach den Maßnahmen der Landesregierung zur Stärkung der Düsseldorfer Börse seit 2010 lässt Walter-Borjans aber unbeantwortet. Man habe die Börse stets "positiv begleitet, um sie zu fördern", heißt es dazu nur. Möbius kritisiert die unterlassene Hilfeleistung: "Die Landesregierung hat offenbar in den letzten Jahren nichts unternommen, um den Börsenplatz Düsseldorf zu stärken. Damit hat sie dem Wirtschaftsstandort Nordrhein-Westfalen auch in diesem Bereich Schaden zugefügt."

Nun soll also die Börsenfusion den Standort sichern. Den sogenannten Letter of Intent, also die Absichtserklärung, haben beide Seiten unterschrieben, wie Dirk Elberskirch, Geschäftsführer der Börse Düsseldorf, auf Anfrage unserer Redaktion sagte. Nach Informationen aus dem Umfeld der Börse sollen die wesentlichen Eckpunkte bis Jahresende ausverhandelt sein. Die BÖAG wollte sich zu dem Thema nicht äußern.

(RP)
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