Kiel Nonnenmacher muss um Abfindung bangen

Kiel · Der Ex-Chef soll vier Millionen Euro an die HSH Nordbank zurückzahlen, wenn er verurteilt wird.

Vor zwei Jahren verließ Dirk Nonnenmacher die HSH Nordbank – mit einer Abfindung von vier Millionen Euro im Gepäck. Ob er das Geld behalten darf, ist fraglich. Denn der Aufsichtsrat der Landesbank hat gestern einer Änderung des Aufhebungsvertrages mit Nonnenmacher zugestimmt. Das bedeutet: Sollte Nonnenmacher, gegen den die Staatsanwaltschaft Kiel ermittelt, irgendwann in einem Strafprozess verurteilt werden, müsste er das Geld plus Zinsen an die Bank zurückzahlen.

"Mit dieser Vereinbarung ist es der Bank gelungen, ihre Interessen in vollem Umfang nachhaltig zu wahren", sagte Hilmar Kopper, Aufsichtsratsvorsitzender der HSH Nordbank. Der ehemalige Deutsche-Bank-Chef war selbst massiv in die Kritik geraten, weil er die Abfindung für Nonnenmacher seinerzeit ausgehandelt hatte. Er hatte auf eine Regelung verzichtet, die Nonnenmacher im Falle der Verurteilung zu einer Rückzahlung gezwungn hätte. Erst kurz vor Ablauf einer Verjährungsfrist hatte es im Dezember 2012 eine Vertragsänderung gegeben, die der Aufsichtsrat jetzt absegnete. Nonnenmacher hat der Vertragsänderung nach Angaben der Bank bereits zugestimmt. Er erwarte eine Einstellung des Verfahrens, teilte Nonnenmachers Anwalt Heinz Wagner gesten mit.

Ob sich "Dr. No.", wie Nonnenmacher intern genannt wurde, so sicher sein kann, dass es zu keinem Prozess gegen ihn kommen wird? Die Staatsanwaltschaft Kiel würde den Ex-Manager dagegen gern auf der Anklagebank sehen. Sie ermittelt gegen ihn wegen des Verdachts auf Untreue und Bilanzfälschung sowie falsche Verdächtigung. Letzteres bezieht sich auf den umstrittenen Rauswurf von Nonnenmachers damaligem Vorstandskollegen Frank Roth. Den früheren IT-Vorstand hatte die Bank 2009 erst gefeuert, weil er angeblich interne Unterlagen an Journalisten weitergereicht haben sollte, dann aber 2011 rehabilitiert, weil sich die Vorwürfe als falsch herausstellten. Die angeblichen Beweise gegen Roth sollen manipuliert worden sein; welche Rolle Nonnenmacher dabei spielte, ist noch unklar.

Die Vorwürfe "Untreue und Bilanzfälschung" beziehen sich auf "Omega"-Geschäfte, bei denen die HSH Nordbank viel Geld verlor. Die Kieler sollen vor Jahren Risikopapiere an die von der franzsösischen Großbank BNP Paribas gegründete Zweckgesellschaft "Omega 55" verkauft haben, um selbst Geld in die Kasse zu bekommen. Im Gegenzug musste die HSH aber einen Teil der Risiken aus den "Omega"-Papieren wieder selbst übernehmen. Diese Details sollen seinerzeit der Finanzaufsicht verheimlicht worden sein. Aus diesem Grunde hatte es im Mai 2010 Hausdurchsuchungen gegeben. Im November 2012 waren Wohnungen von Nonnenmacher durchsucht worden.

(gw)
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