Farnborough Noch weniger Platz in den Fliegern der Billig-Airlines

Farnborough · Bei der Luftfahrtmesse in Farnborough stellen Boeing und Airbus Pläne für neue Quetsch-Flugzeuge vor.

Die zweitgrößte Luftfahrtmesse Europas, die gestern südwestlich von London eröffnete, wird nicht an ihren Erfolg von vor zwei Jahren anknüpfen können: Beim letzten Mal trafen über 200 000 Besucher auf 1500 Hersteller und kauften 758 Flugzeuge für 72 Milliarden US-Dollar (53 Milliarden Euro). Seither hat sich die Krise der Luftfahrt verschärft - fast alle europäische Airlines kämpfen mit Überkapazitäten. Deshalb sind bei der Luftfahrtmesse in Farnborough keine Rekorde zu erwarten. Ein Eklat am Rande der Messe trägt auch dazu bei: Weil Großbritannien vor dem Hintergrund der Ukraine-Krise angeblich jedem zweiten russischen Delegationsgast die Einreise verweigerte, rief die russische Regierung gestern zum Boykott der Messe auf - was bei den meisten Gästen aber folgenlos blieb.

Die beiden weltgrößten Flugzeugbauer Airbus (Europa) und Boeing (USA) machen aus der Not der Branche ein Geschäftsmodell. Sie setzen auf Flugzeuge, die so sparsam sein sollen, dass ihre Anschaffung die klammen Airlines weniger Geld kostet als der Weiterbetrieb der bisherigen Flotte. In Farnborough ist es nicht anders als in einem normalen Autosalon: Den Slogan "Kauf' dich reich" nimmt zwar niemand ernst - aber hübsch anzuschauen sind Exponate trotzdem.

So stellt Airbus eine Neuauflage des Langstreckenjets A330 vor, der durch neue Triebwerke von Rolls-Royce 14 Prozent weniger Sprit verbraucht. Die ersten Maschinen vom Typ A330neo werden 2017 ausgeliefert. Der Flugzeugfinanzierer Air Lease Corporation (ALC) griff gestern schon zu und orderte 25 Exemplare. Boeing verkaufte dem Flugzeugfinanzierer Avolon gestern sechs Modelle der Langversion seines Dreamliners (787-9), der das aktuell sparsamste Passagierflugzeug der Welt sein soll. Abgesehen von der Spritspartechnik beim Dreamliner greift Boeing aber auch zu rustikalen Mitteln, um den Spritverbrauch pro Passagier zu senken: Die Amerikaner packen einfach noch mehr Fluggäste in die Röhre. Eine neue Variante der 737 quetscht den Sitzabstand von den derzeit üblichen 30 bis 31 Zoll auf nur noch 29 Zoll zusammen. Bei der 737-Max-8 passen deshalb künftig 200 statt bisher 189 Passagiere in den Rumpf - ein Angebot für Billigairlines wie Ryanair, aber vielleicht auch für die Lufthansa, die gerade die Gründung einer eigenen Langstrecken-Billigfluglinie plant. Auch Airbus arbeitet an dem technisch gar nicht so leicht umzusetzenden Spritspar-Konzept "voller ist toller". Für die Langversion des A320 (A321) werden in Farnborough Pläne für eine Variante mit zusätzlichen Ausgängen vorgestellt. Die sind die Voraussetzung für eine engere Bestuhlung.

(RP)
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