Preisentwicklung Niedrigste Inflationsrate seit drei Jahren

Die Verbraucherpreise sind im vergangenen Jahr nur moderat gestiegen. Darüber können sich Konsumenten freuen. Allerdings verlieren sie unter dem Strich trotzdem Erspartes. Daran wird sich in naher Zukunft auch nichts ändern.

Niedrigste Inflationsrate seit drei Jahren
Foto: dpa/Oliver Berg

Zunächst die gute Nachricht: Die Verbraucherpreise sind im vergangenen Jahr nur noch um 1,4 Prozent gestiegen, und das sind immerhin 0,4 Prozent weniger als im Jahr davor. Da nämlich hatten sich die Waren noch um 1,8 Prozent verteuert. Das geht aus Berechnungen des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden hervor. Der Rückgang ist nach Ansicht der Statistiker vor allem auf sinkende Mineralölkosten zurückzuführen. So mussten Verbraucher im vergangenen Jahr an den Tankstellen weniger tief in die Taschen greifen; auch beim Heizen konnten Mieter und Hausbesitzer von den niedrigeren Ölpreisen profitieren. Auf der anderen Seite verteuerten sich Gas und Strom. Deutlich teurer wurde vor allem Gemüse, überdurchschnittlich stark stiegen auch die Preise für Tabakwaren und Druckerzeugnisse. Obst dagegen war etwas günstiger als 2018 (siehe Grafik).

Mit den neuen Berechnungen bestätigten die Statistiker eine erste Prognose von Anfang Januar. Dabei haben sie auch errechnet, dass die Inflation gegen Ende des Jahres im Vergleich zu den Vormonaten wieder etwas angezogen hat. Verantwortlich dafür waren vor allem wieder steigende Energie- und Lebensmittelpreise. „Deutlich teurer waren Fleisch und Fleischwaren“, betonten die Statistiker. Hier gab es ein Plus von 5,5 Prozent im Dezember. Lag die Inflation im Durchschnitt aller Waren im November noch bei 1,1 Prozent, zog sie im Dezember auf rund 1,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr an. Bei den zu den Dienstleistungen zählenden Nettokaltmieten lag die Teuerung ebenfalls in diesem Bereich, auf das Jahr gerechnet etwas darunter, bei 1,4 Prozent. Die Miethöhen in Deutschlands Großstädten sind ein gegenwärtig sehr kontrovers diskutiertes Thema.

Betrachtet man nur diese Zahlen zur Preisteuerung, kann man zu der Erkenntnis kommen, dass die Verbraucher mehr Geld in der Tasche hatten als im Vorjahr. Bereits seit 2014 sind die Löhne nämlich kontinuierlich stärker gestiegen als die Inflation. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Denn da ist ja noch die schlechte Nachricht für Sparer. Null- und zum Teil sogar Negativzinsen nagen am Vermögen der Deutschen, das beispielsweise auf Festgeld- oder Tageskonten liegt. So lag der Realzins nach Berechnungen der Commerzbank-Tochter Comdirect bei minus 1,3 Prozent im vergangenen Jahr. Dieser Realzins ist der Zins für Spareinlagen nach Abzug der Inflationsrate.

„Die Ersparnisse verlieren infolge der Inflation schneller an Wert, als sie sich durch die Zinsen vermehren“, bringt Frauke Hegemann, Vorstandsvorsitzende von Comdirect, die Situation auf den Punkt. „Die Sparer haben am Ende also etwas mehr auf dem Konto, können sich dafür aber weniger leisten als vorher“. Auf diese Weise führten Niedrigzins und Inflation zum schleichenden Wertverlust der Ersparnisse der Verbraucher. Um etwas mehr als 30 Milliarden Euro sind die Ersparnisse 2019 nach Berechnungen der Bank geschrumpft – das sind im Schnitt 365 Euro pro Bundesbürger oder anders ausgedrückt ein Euro pro Tag.

Dass sich diese Lage bald ändert, ist unwahrscheinlich. Denn die Inflationsrate ist einer der wichtigsten Orientierungsgrößen für die Geld- und Zinspolitik der Europäischen Zentralbank. Die sieht Preisstabilität erst bei einer Inflation von knapp zwei Prozent gegeben. Deswegen pumpt die Notenbank durch Nullzinsen und Anleihekäufe Geld in den Wirtschaftskreislauf und versucht so, die Teuerung in Richtung ihrer Zielmarke zu treiben. Zwar hat die neue Präsidentin der EZB, die Französin Christine Lagarde, angekündigt, die negativen Nebeneffekte der lockeren Geldpolitik im Blick zu behalten. Am eingeschlagenen Kurs ihres Vorgängers Mario Draghi allerdings hält sie bis auf Weiteres fest.

 Immerhin hat Lagarde eine komplette Überprüfung der Strategie angekündigt. Möglich, dass im Zuge dessen das Inflationsziel für den Euroraum neu oder anders formuliert wird. Das könnte dann am Ende sogar im Interesse der Sparer sein.

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