Brüssel Neuwagen sollen klimafreundlicher und teurer werden

Brüssel · Die EU-Kommission will zum Erreichen ihrer Klimaschutzziele die Auflagen für Autohersteller verschärfen. Dazu hat sie ein "Paket für saubere Mobilität" vorgelegt. Dem müssten Mitgliedstaaten und das EU-Parlament aber noch zustimmen. Widerstand ist sicher.

Verschärfte CO2-Ziele Neuwagen sollen 2030 im Schnitt 30 Prozent weniger Kohlendioxid (CO2) ausstoßen dürfen als 2021. Betroffen sind Pkw und Lieferwagen: 2021 dürfen neue Pkw 95 Gramm CO2 ausstoßen, leichte Nutzfahrzeuge 147 Gramm. Weil die EU den Herstellern nicht bis 2030 Zeit lassen will, will sie ein Zwischenziel einführen: 2025 müssen die CO2-Emissionen bereits um 15 Prozent sinken. Für die Hersteller bedeuten schärfere Klimaziele höhere Kosten und für die Verbraucher höhere Preise. Laut EU könnte ein Neuwagen 2030 im Schnitt um bis zu 1000 Euro teurer in der Herstellung sein, ein Lieferwagen um bis zu 900 Euro. Jedoch lasse sich beim Kraftstoff sparen. 2025 könnten Kunden bis zu 600 Euro netto beim Kraftstoff sparen, 2030 bis zu 1500 Euro, meint die EU.

Elektroautos Die Kommission schlägt keine Quote für Elektroautos vor, sie will die Ziele technologieoffen halten. Sie setzt den Herstellern aber Zielmarken für saubere Autos: 2025 sollen 15 Prozent aller verkauften Fahrzeuge weniger als 50 Gramm Kohlendioxid je Kilometer ausstoßen oder gar nichts. 2030 sollen dann 30 Prozent aller verkauften Fahrzeuge in diese Kategorie fallen. Dabei gibt es zum einen emissionsfreie Fahrzeuge wie etwa reine E-Autos und Fahrzeuge mit Brennstoffzelle. Zum anderen gibt es Niedrigemissions-Fahrzeuge. Das sind Autos, die den Wert von 50 Gramm Kohlendioxid unterschreiten. Das sind überwiegend Autos, die mit einem Verbrennungs- und einem Elektromotor ausgestattet sind. Hersteller, die die Zielmarken für saubere Autos 2025 und 2030 überspringen, sollen belohnt werden. Für sie sollen weniger strenge Regeln gelten. Dabei soll dann jedes Null-Emissions-Auto stärker zu Buche schlagen als jedes Niedrig-Emissions-Auto.

Infrastruktur Ohne neue Infrastruktur ist kein besserer Klimaschutz möglich. 800 Millionen Euro sind für Ladesäulen für E-Autos vorgesehen, 200 Millionen Euro für die Batterieentwicklung. Die Mitgliedstaaten sollen eine Mindestinfrastruktur für alternative Kraftstoffe wie Elektrizität, Wasserstoff und Erdgas bereitstellen müssen. Lücken im Versorgungsnetz sollen geschlossen werden. Die EU schätzt, dass 2020 EU-weit vier Millionen Elektroautos unterwegs sind. Dies wären 1,5 Prozent des Fahrzeugbestands.

Reaktionen Die Bundesregierung hielt sich bedeckt: Sie wolle ehrgeizige Ziele, so der Regierungssprecher. Der Branchenverband VDA kritisiert die Pläne. Sie stellten die Industrie vor extreme Herausforderungen. Das Ziel für das Jahr 2025 sei überzogen und das Ziel für 2030 fraglich. Der ökologische Verkehrsclub VCD bewertet den Vorschlag dagegen als "skandalöses Einknicken" der Kommission vor den Herstellern. Bis 2030 müsste der Kohlendioxid-Ausstoß von Neuwagen um 60 Prozent reduziert werden.

(RP)
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