Karlsruhe Neuer EnBW-Chef will mehr sparen

Karlsruhe · Frank Mastiaux trat gestern den schwersten Job an, den es derzeit in der Energiebranche gibt: Der 48-Jährige löste Hans-Peter Villis an der Spitze von EnBW ab und muss den drittgrößten deutschen Stromkonzern aus der Krise führen. Er werde jede Beteiligung auf den Prüfstand stellen, kündigte Mastiaux gestern an. Bei Verkäufen von 1,5 Milliarden Euro müsse es nicht bleiben. Das dürften die Mitarbeiter der Düsseldorfer Stadtwerke aufmerksam registrieren, EnBW hält knapp 55 Prozent an den Stadtwerken.

Zudem müsse EnBW schlanker und effizienter werden. In seinen ersten 100 Tagen werde er alles unter die Lupe nehmen. Was er genau verkaufen und wo er noch mehr sparen will, sagte Mastiaux nicht. Doch er betonte: "Wir werden Energie neu denken, und wir werden die EnBW neu denken." Das ist bitter nötig. EnBW ist mehr als andere Konzerne von der Atomwende betroffen. Die Karlsruher hatten 50 Prozent ihres Stroms mit Atomkraft erzeugt, zwei ihrer vier Meiler sind bereits abgeschaltet. Entsprechend tief rutschte EnBW im vergangenen Jahr in die roten Zahlen. Hinzu kommt Streit mit früheren russischen Geschäftspartnern und die Affäre um den früheren Ministerpräsidenten Stefan Mappus (CDU), unter dem Baden-Württemberg im Handstreich 46 Prozent der EnBW-Anteile kaufte.

Doch "Blicke in den Rückspiegel" werde er nicht zulassen, kündigte Mastiaux an. Er will den Atomriesen ( 22 000 Mitarbeiter) in eine grüne Zukunft führen. Wie man Geschäfte mit grünem Strom macht, hat er beim Branchenprimus Eon gelernt. Dort hatte er die Ökostromsparte aufgebaut. Doch während Eon ihm für grüne Investitionen Milliarden zur Verfügung stellte, ist das EnBW-Budget überschaubar. Da braucht es Partner. Entsprechend kündigte Mastiaux an, dass der Kooperation mit Stadtwerken eine immense Bedeutung zukäme.

Obwohl Mastiaux in Großkonzernen wie Eon und BP sozialisiert wurde, dürfte er bei EnBW rasch Fuß fassen: Er ist ein glaubwürdiger Ökostrom-Manager, fuhr in Düsseldorf oft mit dem Rad zur Arbeit und führte bei Eon ohne Allüren. Die größte Schwierigkeit dürfte es sein, sich in der Kommunalpolitik zu orientieren: Die Stadtwerke in Baden-Württemberg halten 46 Prozent an EnBW.

(RP)
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