Berlin/Düsseldorf Neuer Ärger um Berliner Flughafen-Chef

Berlin/Düsseldorf · Die Ablösung von Rainer Schwarz an der Spitze des Berliner Flughafens gilt als sicher. Auf seine Millionen-Abfindung soll er mangels Erfolgs verzichten. Als Nachfolger ist der Chef des Kölner Flughafens, Michael Garvens, im Gespräch

Das Chaos um den Berliner Flughafen BER weitet sich aus. Nach dem Platzen des vierten angekündigten Eröffnungstermins geraten die Betreiber bei der Suche nach einem Nachfolger für den gescheiterten BER-Chef Rainer Schwarz in eine Führungskrise. Außerdem zeichnet sich ab, dass auch das zuletzt auf 4,3 Milliarden Euro erhöhte Budget für den Hauptstadtflughafen nicht ausreicht: Allein die Luftfahrtbranche reklamiert durch die nicht eingehaltenen Eröffnungstermine einen Schaden in dreistelliger Millionenhöhe. Die Fluggesellschaften Air Berlin und Lufthansa prüfen Schadensersatzforderungen.

Die Ablösung des bisherigen BER-Chefs Rainer Schwarz auf einer Sondersitzung des Aufsichtsrates am kommenden Mittwoch gilt als sicher. Dies habe "oberste Priorität", sagte ein Sprecher von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU). Schwarz steht seit Monaten massiv in der Kritik. Der ebenfalls scheidende Aufsichtsratschef Klaus Wowereit (SPD) hatte ihn bislang aber gestützt. Nun werden Stimmen laut, Schwarz solle auf seine Abfindung verzichten. Nach Berechnungen der "Bild" stehen Schwarz, dessen Vertrag bis Mitte 2016 läuft, bei einer vorzeitigen Auflösung rund 1,8 Millionen Euro zu. Stattdessen soll der Betrag aber notleidenden Mietern auf dem neuen Hauptstadtflughafen zugutekommen, die wegen der erneuten Eröffnungsverschiebung vor der Insolvenz stünden. Das fordert zumindest der Berliner CDU-Generalsekretär Kai Wegner und wird dabei von CDU- und FDP-Politikern im Bund unterstützt.

Die Suche nach einem neuen Flughafen-Chef könnte kaum schwieriger sein. Trotz hohen Termindrucks stockt sie derzeit: Zuständig ist der Aufsichtsrat. Der aber hat angesichts seiner eigenen Führungskrise gerade genug mit sich selbst zu tun (siehe Titelseite).

Als Nachfolger für Schwarz kursieren drei Namen. Als Favorit des Bundesverkehrsministeriums und des Finanzministeriums gilt der bisherige Finanzchef des Münchner Airports, Thomas Weyer. Weyer war zwischen 2004 und 2008 für die Planung des Berliner Großflughafens zuständig, gab den Posten aber nach Streitigkeiten auf. Sein Haus in Berlin soll er allerdings behalten haben.

Ebenfalls im Gespräch ist der Chef des Kölner Flughafens, Michael Garvens. Garvens sollte die Leitung des BER eigentlich schon 2003 übernehmen. Der damalige Co-Chef sagte aber ab, weil die Betreiber des Kölner Flughafens ihm den alleinigen Vorstandsvorsitz anboten, um den Familienvater Garvens zu halten. Erst danach machte der BER Schwarz ein Angebot. Wowereit soll 2003 gekränkt auf Garvens Absage reagiert und deshalb bislang verhindert haben, dass Garvens ein neues Angebot bekommt. Da Wowereit jetzt selbst abgelöst wird, ist Garvens wieder im Spiel – er dementiert entsprechende Ambitionen aber noch, lebt seit nun einem Jahrzehnt zufrieden in Köln. Garvens hat einen guten Ruf, weil er Köln-Bonn zum Billigflieger-Zentrum machte.

Der aktuelle Technik-Chef Horst Amann, der im Sommer als Krisenmanager zum Berliner Flughafen geholt worden war, hat ebenfalls Chancen auf die Schwarz-Nachfolge. Allerdings nur als Interims-Chef: Auf Dauer wollen die Betreiber keinen Techniker, sondern einen Kaufmann an der Spitze. Beim Bau und Start des Flughafens ist zwar präzises Ingenieur-Wissen gefragt, doch beim späteren Betrieb eher wirtschaftliches Geschick: Andere Metropolenflughäfen wie London Heathrow machen bereits mit dem Vermieten von Flächen für Läden und Restaurants immer wichtigere Gewinnbeiträge.

(RP)
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