Aufatmen in den Filialen und der Essener Zentrale Warenhauskonzern Galeria erhält weitere staatliche Hilfen

Düsseldorf · Der Essener Warenhauskonzern soll offenbar weitere 250 Millionen Euro vom Bund bekommen, nachdem er schon im vergangenen Jahr mit einem 460-Millionen-Euro Kredit gestützt worden war.

Kunden stehen vor einer Galeria-Filiale in Kleve.

Kunden stehen vor einer Galeria-Filiale in Kleve.

Foto: Marc Cattelaens

(gw) Der Essener Warenhauskonzern Galeria, durch die Traditionsmarken Karstadt und Kaufhof weithin bekannt, hat offenbar vom Bund die Zusage für einen weiteren Kredit erhalten. Nach dpa-Informationen geht es dabei um 250 Millionen Euro an stillen Einlagen, davon 220 Millionen Euro als liquiden Mitteln.  Bereits im vergangenen Jahr war das Unternehmen mit 460 Millionen Euro vom Staat gestützt worden. Berlin erwarte aber, dass der Galeria-Eigentümer Signa Holding mit dem bekannten österreichischen Investor René Benko ebenfalls seinen Teil beitrage, hatte es zuvor geheißen. 15 Prozent Eigenanteil seien vereinbart worden. Das Wirtschaftsministerium muss noch zustimmen. Der Handelsverband HDE begrüßte die Hilfe für eines seiner großen Mitgliedsunternehmen.

Erneute Nothilfe also für ein Unternehmen, das zwar wie alle anderen Non-Food-Händler der Republik unter den Folgen von Corona leidet, dessen ursprüngliche Probleme aber aus einer Zeit stammen, die weit vor dem Ausbruch der Pandemie liegt. Die haben sich in der aktuellen Situation indes verschärft, beispielsweise wegen der 2G-Regeln im Einzelhandel, die zumindest einen Teil der potenziellen Klientel vom Einkaufsbummel abhält. Schon während des ersten Lockdowns vor fast zwei Jahren hatte Galeria nach eigenen Angaben jede Woche mehr als 80 Millionen Euro Umsatz verloren. Im zurückliegenden Weihnachtsgeschäft war von Umsatzrückgängen um die 40 Prozent die Rede gewesen.

Das Unternehmen hatte Anfang Dezember mitgeteilt, dass es ein zweites Mal um staatliche Hilfe bitten wolle. Damals hatte Finanzvorstand Guido Mager von einem Betrag gesprochen, der bis zu 220 Millionen Euro betragen sollte. Mager hatte damals die Erwartung geäußert, noch im Jahr 2021 werde eine „wohlwollende Entscheidung“ fallen. Das hat nun doch etwas länger gedauert, aber dafür wird es offenbar ein bisschen mehr Hilfe geben als erwartet. Das Geld soll aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds kommen, der nach dem Ausbruch der Corona-Krise aufgelegt und mit insgesamt 600 Milliarden Euro ausgestattet wurde, um die Folgen der Pandemie abzufedern. Die Hilfsmittel führen natürlich auch zu neuen Belastungen. Für die ersten 460 Millionen Euro aus dem Stabilisierungsfonds, die Galeria bis 2026 zurückzahlen muss, werden bereits 6,5 Prozent Zinsen fällig, was einer jährlichen Zinsbelastung von knapp 30 Millionen Euro entspricht.

Galeria versucht seit mehreren Monaten, der Shopping-Entwicklung in der Pandemie unter anderem mit einer neuen Kategorisierung seiner Warenhäuser zu begegnen: Premium-Häuser mit Luxuswaren und Attraktionen, sogenannte lokale Magneten mit zusätzlichen Serviceangeboten sowie lokale Foren mit regionalen Schwerpunkten. Pilot-Filialen in Frankfurt, Kassel und Kleve hatte der Essener Konzern der Öffentlichkeit im Oktober präsentiert. Damals hat die Gruppe auch fast anderthalb Jahrhunderte Warenhaus-Geschichte auf einen Schlag verschwinden lassen, indem sie die Namen der beiden Traditionsmarken ablegte, um einen Neuanfang zu signalisieren.

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