Frankfurt/Düsseldorf Mehr Zucker, weniger Kakao, hellere Farbe

Frankfurt/Düsseldorf · Der italienische Süßwarenhersteller Ferrero hat die Rezeptur seiner Nuss-Nougat-Creme Nutella erstmals seit vielen Jahren deutlich verändert - und damit im Netz ein breites Echo ausgelöst.

Nein, aufklären will Ferrero das Rätsel um die geänderte Rezeptur nicht. Der italienische Süßwarenhersteller ist aber auch nicht gezwungen, die Menge der Zutaten bei einem seiner Vorzeigeprodukte, dem Brotaufstrich Nutella, genau anzugeben. Dass sich die Rezeptur der Nuss-Nougat-Creme aber erstmals seit vielen Jahren deutlich geändert hat, daran besteht laut eines Facebook-Posts der Verbraucherzentrale Hamburg kein Zweifel.

Der Verein hat nicht nur festgestellt, dass Nutella nun etwas heller ist. Er verweist auch auf die Zutatenliste, in der der Anteil an Magermilchpulver von 7,5 auf 8,7 Prozent gestiegen ist. Laut Nährwerttabelle ist zudem der Zuckergehalt von 55,9 auf 56,3 Prozent geklettert, während der Fettgehalt von 31,8 auf 30,9 Prozent gesunken ist. Die Verbraucherschützer gehen deswegen davon aus, dass die Änderung auf Kosten des Kakao-Anteils ging. Mehr Zucker, weniger Kakao, hellere Farbe: Damit hat Ferrero auch ohne eigene Bekanntmachung für ein breites Echo unter Fans und Gegnern des Brotaufstrichs gesorgt.

Für die Nutella-Verweigerer ist die Rezeptur-Änderung nur ein weiterer Grund dafür, das süße Zeug zu verteufeln. Kritiker bemängeln den Gebrauch von Palmöl, zum einem wegen eines erhöhten Krebsrisikos, zum andern wegen der Rodung tropischer Wälder für die Palmölplantagen. Dem gegenüber steht die große Fan-Schar des Brotaufstrichs, die nichts auf den Genuss ihrer Nuss-Nougat-Creme kommen lässt. "Ich liebe Nutella seit Jahrzehnten und lass mir den Genuss auch durch keine Negativschlagzeilen vermiesen. Mir ist auch völlig schnuppe, was da drin oder nicht drin ist", kommentierte ein Facebook-User den Post der Verbraucherzentrale. Nutella ist für Liebhaber eben Kult.

1965 kam der Brotaufstrich in Deutschland auf den Markt und hat sich seitdem eine treue Fangemeinde aufgebaut. Mit einem Kilo pro Kopf und Jahr naschen die Deutschen weltweit am meisten - womit Nutella zudem unangefochtener Marktführer ist. Und im Vergleich mit 20 anderen Nuss-Nougat-Cremes kürte die Stiftung Warentest den italienischen Branchenführer im vergangenen Jahr auch zum Testsieger.

Wie sich der mutmaßliche Rückgang des Kakao-Anteils nun bei den Verbrauchern auswirken wird, ist derzeit noch nicht einzuschätzen. Ein Grund für den Rückgang des Kakao-Gehalts könnte in dem steigenden Kakao-Preis liegen, den Experten prognostizieren und der dann vor allem die Süßwarenindustrie trifft. Höhere Einkaufspreise können demnach auch jetzt dafür gesorgt haben, dass Ferrero mit weniger Kakao billiger produziert. Der Creme-Hersteller schweigt jedoch zu seinen Beweggründen.

Den Nutella-Fans ist dies einerlei. Niemand wird wohl ernsthaft bestreiten, dass es deutlich gesündere Nahrungsmittel gibt, am süßen Aufstrich kommen trotzdem viele nicht vorbei - und das betrifft nicht nur die Kinder am Frühstückstisch. Wer hat nicht schon einmal verstohlen zwischendurch zum Löffel gegriffen und ihn in das Nutella-Glas getaucht? Eben jenes Glas gibt es zudem in verschiedenen Größen zu kaufen, von der 25-Gramm-Miniaturausführung bis zum fünf Kilo schweren XXL-Eimer für Großfamilien. Das Sortiment umfasst darüber hinaus mehrere Snacks mit Nutella-Füllung.

Großer Beliebtheit erfreut sich auch der Nutella-Streicher, ein speziell geformtes Messer, das auch in die allerletzten Ecken des Glases vorstößt - damit auch wirklich jeder Klecks Nuss-Nougat-Creme verzehrt werden kann. Nun wird jenes Messer also einen etwas helleren Anstrich aus den Gläsern zutage fördern. Wie gut die Rezeptänderung ankommt, werden die kommenden Monate zeigen. Die ersten Reaktionen der Nutella-Fans fallen unterschiedlich aus, mitunter auch sarkastisch: "Klimawandel, Digitalisierung, Energiewende. Aber DAS geht jetzt zu weit", schrieb ein Facebook-User.

(togr)
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