Klimaschutz auch beim Fliegen Post bestellt zwölf Elektroflugzeuge

Bonn · Zwölf Mini-Maschinen sollen kurze Strecken wie nach Paris oder London bedienen. Öko-Kerosin soll zusätzlich die Langstreckenflüge mit Express-Gütern sichern. Damit das klappt, hat der Vorstand ein politisches Konzept.

 In der Luft will DHL dank „Alice“ bald elektrisch unterwegs sein.

In der Luft will DHL dank „Alice“ bald elektrisch unterwegs sein.

Foto: DHL

Nachdem die Deutsche Post/ DHL mit dem elektrischen Auslieferungsfahrzeug Streetscooter mehr als wohl jedes andere Logistikunternehmen Europas auf Elektromobilität bei der Zustellung von Paketen gesetzt hat, will sie nun Vorreiter beim Einsatz von Elektroflugzeugen sein: Der Konzern hat am Dienstag zwölf Elektroflugzeuge des Typs „Alice“ bei dem US-Anbieter Eviation bestellt. Sie sollen ab 2024 geliefert werden und sollen für den DHL-Express-Bereich auf Kurzstreckenflügen eingesetzt werden. Die Flugzeuge sollen bis zu 1200 Kilogramm Last aufnehmen und eine Reichweite von 815 Kilometern haben. Damit wären sie geeignet, Sendungen von Hamburg nach München zu transportieren (Luftlinie 615 Kilometer), ebenso von Köln-Bonn aus nach Paris oder London.

Tatsächlich will der Konzern mit den zwölf Ökomaschinen erst einmal ein kleines Nutzfracht-Netzwerk in den USA aufbauen. „Wir glauben fest an die emissionsfreie Zukunft der Logistik“, sagt John Pearson, Chef der boomenden DHL-Express-Sparte. „Daher achten wir bei allen Investitionen darauf, dass diese unseren CO2-Fußabdruck verbessern.“ Er ergänzt: „Auf unserem Weg zu einer umweltschonenden Logistik spielt die Elektrifizierung aller Transportarten eine entscheidende Rolle und trägt maßgeblich zu unserem Nachhaltigkeitsziel von null Emissionen bei.“

Tatsächlich hat der Bonner Konzern das Umschwenken in Richtung grüner Transportlösungen dringend nötig. Das Unternehmen Deutsche Post/DHL nutzt für den Transport von Briefen, Paketen und auch Waren weltweit eine Flotte von 280 Flugzeugen. Damit belastet der nach eigener Einschätzung führende Logistikkonzern der Welt die Umwelt durch einen CO2-Ausstoß, der zu den höchsten eines deutschen Unternehmens gehört. Um den Umweltschaden zu begrenzen und um Geld für Kerosin zu sparen, investiert das Unternehmen massiv in Flugzeuge, die weniger Sprit verbrauchen. Das sind insbesondere mehr als 20 Langstreckenjets vom Typ Boeing 777, die knapp 20 Prozent weniger Kerosin verbrauchen als bisherige Maschinen.

Langfristig setzt Vorstandschef Frank Appel ebenso wie Lufthansa-Chef Carsten Spohr auf den Einsatz von synthetischem, „grünen“ Kerosin, um einen klimaneutralen Betrieb von Maschinen zu ermöglichen. Technischer Kern des Vorhabens ist es demnach, mithilfe von Ökostrom Kerosin so herzustellen, dass es der Atmosphäre bei der Produktion ebensoviel Kohlendioxid entnimmt, wie es dann beim Verbrennen wieder ausstößt. Wie solcher grüner Sprit weltweit durchgesetzt werden kann, hatte Postchef Frank Appel schon vor einiger Zeit im Gespräch mit unserer Redaktion gesagt: Der Ausstoß von klassischem Kerosin solle mit einer stetig steigenden CO2-Abgabe belastet werden. Weil aber für grünes Kerosin keine CO2-Abgabe fällig wäre, würde es immer konkurrenzfähiger, so das Kalkül.

Bis die CO2-Abgabe kommt, soll das grüne Umsteuern wenigstens helfen, Kunden zu ködern. Sie sollten künftig fragen, ob ein Express-Brief per E-Flugzeug unterwegs war, so die Post.

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