Brüssel Moody's stuft Griechenland runter

Brüssel · Nach dem Gipfel-Beschluss, die privaten Gläubiger an der Rettung Griechenlands zu beteiligen, hat die US-Ratingagentur Moody's die Kreditwürdigkeit Athens gestern um drei Stufen von der Note Caa1 auf Ca gesenkt. Damit ist Griechenland nur noch eine Stufe von der schlechtesten Note ("kompletter Zahlungsausfall") entfernt. Moody's begründete den Schritt damit, dass das Hilfsprogramm "substanzielle ökonomische Verluste" für Banken und Versicherungen bedeute.

Das sehen viele Experten anders. "Für die Banken ist das ein billiger Deal. Sie bekommen für Ramsch-Anleihen Papiere mit höchster Bonität. Und ihre Hellas-Bonds bringen noch mehr ein, als sie auf den Märkten derzeit wert sind", sagt Sven Giegold, Grünen-Wirtschaftsexperte im Europaparlament. "Dieser Umtausch ist keine Belastung für die Banken, sondern ein Geschenk", meint auch Hans-Peter Burghof, Wirtschaftsprofessor an der Uni Hohenheim. Von einer "goldenen Chance", spricht selbst Thomas Mayer, Chefvolkswirt der Deutschen Bank.

Die privaten Gläubiger haben zugesagt, freiwillig Griechen-Anleihen mit einem Abschlag gegen neue Bonds umtauschen. Dafür bekommen sie satte Anreize: Der Abschlag von 21 Prozent ist geringer, als wenn die Banken die Anleihen am Markt verkauft hätten, wo Hellas-Bonds derzeit je nach Laufzeit nur bei 50 oder 60 Prozent des Nennwertes gehandelt werden. Für die neuen Anleihen wird zudem eine Garantie des europäischen Rettungsfonds EFSF eingeführt. Sie sind also sicherer als die Alten. Das heißt im Klartext: Den Großteil des Risikos, dass Griechenland doch noch pleitegeht, übernimmt der Steuerzahler.

In Zahlen sieht das so aus: Von 109 Milliarden Euro an staatlicher Hilfe aus dem jüngst beschlossenen Rettungspaket gehen 35 Milliarden drauf, um privaten Gläubigern wie Banken und Versicherungen den Anleihe-Austausch schmackhaft zu machen. Sie tragen dafür im Gegenzug Abschreibungen von 37 Milliarden Euro. Weitere 20 Milliarden Staatshilfe gehen für ein Schuldenaufkauf-Programm drauf, über das Athen seine Altschulden von Privaten mit Abschlägen zurückkauft. Dabei verzichten die privaten Gläubiger auf 12,6 Milliarden Euro. Unterm Strich heißt das: Damit Banken und Versicherungen auf 50 Milliarden Euro verzichten, setzten die Euro-Länder 55 Milliarden ein. Die deutschen Banken, die griechische Anleihen umtauschen oder verkaufen, müssen mit knapp einer Milliarde Euro Einbußen rechnen.

Zudem müssen die Staaten der Europäischen Zentralbank 35 Milliarden Euro an Sicherheiten geben, damit diese während der Zeit des Anleihe-Umtauschs weiter griechische Papiere akzeptiert.

(RP)
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