St. Louis Monsanto-Aktionäre stimmen für Bayer

St. Louis · Die Leverkusener dürfen Monsanto übernehmen. Die Hauptversammlung in St. Louis endete nach 20 Minuten. Die Aktionäre machten auch den Weg für Abfindungen frei. Die kartellrechtlichen Hürden bleiben aber hoch.

Am Ende ging alles ganz schnell. Für acht Uhr Ortszeit (15 Uhr Leverkusener Zeit) hatte Monsanto gestern seine Aktionäre zur außerordentlichen Hauptversammlung eingeladen. Um 8.25 Uhr war alles vorbei: Mit großer Mehrheit stimmten die Aktionäre des amerikanischen Gentechnik-Konzerns einer Übernahme durch Bayer zu. "Rund 99 Prozent aller abgegebenen Stimmen haben für den Zusammenschluss gestimmt. Das entspricht einem Anteil von 75 Prozent aller ausstehenden Aktien", teilte Bayer mit.

Keine großen Reden, keine stundenlangen Fragerunden, keine Proteste. Das wäre auf einer deutschen Hauptversammlung, auf der Aktionäre über das Ende ihres Unternehmens zu befinden hätten, undenkbar. Doch in den USA reichte eine Telefonkonferenz, in die sich die Aktionäre einwählen konnten, und die warme Empfehlung des Monsanto-Managements um Hugh Grant, um Zustimmung für die Offerte aus Leverkusen zu erhalten. "Wir freuen uns, dass wir von unseren Aktionären so viel Unterstützung bekommen haben", erklärte Grant. Dies sei ein wichtiger Meilenstein.

Bayer bietet den Monsanto-Aktionären 59 Milliarden Euro. Es ist die teuerste Übernahme, die ein deutsches Unternehmen je gewagt hat. Pro Aktie sollen Monsanto-Aktionäre 128 Dollar erhalten - trotzdem notierte das Papier gestern nur bei 105 Dollar. Weiterhin lastet die Unsicherheit auf der Aktie, ob auch die Kartellbehörden dem Deal zustimmen.

Bayer benötigt grünes Licht in 30 Ländern, wobei die Europäische Union als ein Land gezählt wird. In den USA hat Bayer den Antrag auf Genehmigung gestellt, in der EU soll dies im ersten Quartal 2017 folgen. In den USA sind die kartellrechtlichen Hürden hoch: Im Saatgutgeschäft, vor allem bei Baumwolle, Sojabohnen und Raps, haben Bayer und Monsanto Überlappungen. Als großer Unbekannter gilt der neue US-Präsident Donald Trump, dem über das Justizministerium die Kartellaufsicht untersteht. Er hat sich noch nicht zu Bayer/Monsanto geäußert, sieht ausländische Investoren grundsätzlich eher kritisch.

Zudem wollen sich auch Konkurrenten wie Syngenta/Chemchina und Dow Chemical/Dupont verbinden. Zusammen mit BASF kontrollieren sie 75 Prozent des globalen Agrarchemiemarktes. Die EU-Kommission tritt bei der Fusion von Syngenta durch Chemchina auf die Bremse und will ausführlich prüfen.

Doch Bayer-Chef Werner Baumann bleibt optimistisch: "Wir sind zuversichtlich, die Transaktion abschließen zu können und werden eng mit Monsanto zusammenarbeiten, um eine erfolgreiche Integration sicherzustellen." Man erwartet, dass der Kauf bis Ende 2017 abgeschlossen werde. Grant betonte in Richtung Kartellhüter: "Wir wollen zwei sich ergänzende Unternehmen zu einem Unternehmen zusammenführen und unsere gemeinsame Vision für die Zukunft der Landwirtschaft verwirklichen."

Was aus Grant und seinenVorstandskollegen wird, ist noch offen. Bei vergleichbaren Übernahmen gingen Vorstände anschließend mit einem "goldenen Handschlag" in Form von Millionen-Abfindungen. Bei Grant war schon mal die Rede von bis zu 123 Millionen Dollar (inklusive Optionen). Die Monsanto-Aktionäre stimmten einer Empfehlung zu, "die bestimmte Zahlungen an das Management im Zusammenhang mit dem Zusammenschluss regelt", wie Bayer mitteilte.

Offen ist auch, was aus dem Namen Monsanto wird. Beobachter erwarten, dass Bayer ihn nach erfolgreicher Übernahme tilgt und alles Bayer wird. Schon einmal hat man einen traditionsreichen Namen gestrichen: Schering. Und Monsanto gilt wegen des Gensaatguts, des umstrittenen Pflanzenschutzmittels Glyphosat und des ruppigen Umgangs mit Bauern als unbeliebtester Konzern der Welt.

Die Bayer-Aktionäre dürfen über die Übernahme nicht abstimmen. In Deutschland reicht die Zustimmung des Aufsichtsrates, der am 14. September grünes Licht gab. Investoren blitzten mit dem Versuch ab, eine außerordentliche Hauptversammlung durchzusetzen. Auf dem regulären Treffen am 28. April 2017 in Köln wird es gleichwohl rund gehen. Von 20 Minuten Telefonkonferenz kann Bayer nur träumen.

(anh)
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