Zum vierten Mal Modekette Sinn stellt erneut Insolvenzantrag
Düsseldorf · Nach 2020 steht das Unternehmen erneut vor einem Scherbenhaufen. Wieder werden Filialen geschlossen und Jobs gestrichen. Nordrhein-Westfalen ist von den Problemen am stärksten betroffen.
Die Geschichte der Modekette Sinn, die zwischenzeitlich nach einer Fusion zweier Modehändler mal Sinn Leffers hieß, ist wechselvoll. Zur Historie der Gruppe und des Vorgängerunternehmens gehören mittlerweile vier Insolvenzanträge, von denen der bislang letzte am Montagabend beim Amtsgericht Hagen gestellt worden ist. Das Gericht habe den Antrag auf ein Verfahren in Eigenverwaltung bereits genehmigt, teilte ein Sprecher des Unternehmens mit. Bei dem Verfahren bleibt die aktuelle Geschäftsführung im Amt; zur Seite stehen ihr der Sanierungsexperte Jan Ockelmann und Michael Mönig als vorläufiger Sachwalter, der das Verfahren überwacht und die Interessen der Gläubiger vertritt.
Die Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes für die Beschäftigten sei bereits beantragt worden, hieß es. Das bedeutet: Eine Bank stellt sicher, dass die Beschäftigten ihr Geld bekommen; nach Eröffnung des Insolvenzverfahren fließt das Geld dann für höchstens drei Monate von der Bundesagentur für Arbeit, die direkt an die vorfinanzierende Bank zahlt.
Die Modekette Sinn ist bundesweit bekannt und betreibt aktuell 41 Filialen mit insgesamt 1500 Beschäftigten an 36 Standorten in Deutschland, davon allein 24 in Nordrhein-Westfalen, wo Sinn unter anderem in Aachen, Bonn, Duisburg, Goch, Kleve, Krefeld, Mönchengladbach, Monheim und Wesel vertreten ist.
Als Gründe für den aktuellen Insolvenzantrag nennt Sinn die zeitweise Schließung einzelner Häuser wegen technischer Mängel und Wasserschäden und der damit verbundenen Umsatzausfälle. Hinzugekommen seien hohe Kosten für die Einführung eines neuen Warenwirtschaftssystems. Und dann wäre da ja noch die maue Konsumstimmung in Deutschland, die Angst der Menschen vor einer Rezession und den Auswirkungen der Krise. Da sparen viele dann eben auch beim Kleidungskauf.
Dass Filialen geschlossen werden und Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren, ist in solchen Fällen fast immer unumgänglich. Wie stark das Unternehmen schrumpfen wird und an welchen Stellen der Personalabbau am stärksten ausfallen wird, ist derzeit noch offen. Ziel sei es, möglichst viele Standorte und Arbeitsplätze zu erhalten, sagt Sanierungsexperte Ockelmann. Das muss natürlich die Absicht sein, ist allerdings auch in solchen Fällen die gängige Formulierung und lässt noch keinen Rückschluss zu, wie viele Niederlassungen die aktuelle Krise überleben werden.
Der bislang letzte Insolvenzantrag der Kette liegt gerade mal vier Jahre zurück. Damals war die Pandemie ein wesentlicher Grund für die wirtschaftlichen Probleme – nicht nur bei Sinn, sondern im gesamten Non-Food-Handel. Zwei Lockdowns und die damit verbundenen Zwangsschließungen der Ladenlokale trieben so manches Unternehmen in existenzielle Nöte. Sinn war seither allerdings wieder auf Wachstumskurs gewesen, hatte schon 2021 sieben Standorte der Bottroper Modekette Mensing übernommen und erst vor zwei Jahren unter anderem Geschäfte in Duisburg und Goch eröffnet.
Der erste Insolvenzantrag stammt übrigens aus dem Jahr 2008, als die damalige Sinn Leffers GmbH wie ihre Schwestergesellschaften Wehmeyer und Hertie in den Sog der Probleme bei der Mutter KarstadtQuelle (später Arcandor) geriet. Ein Teil der Beschäftigten dürfte schon damals an Bord gewesen sein und muss nun also womöglich zum vierten Mal um den Job bangen.